Pflege

Die Pflege im St. Marien-Hospital

Leitung: Pflegedirektor Jörg Beschorner

Aufgabe unserer circa 750 pflegerischen Mitarbeiter ist es, Sie als Patient bestmöglich zu versorgen, damit Sie sich auf Eines konzentrieren können – nämlich gesund zu werden. Dabei möchten wir Sie und Ihre Angehörigen unterstützen und Sie individuell in allen Fragen beraten. Wir versuchen, Ihre Bedürfnisse so gut wie möglich zu berücksichtigen und sind immer für Sie ansprechbar.

Als professionell Pflegende ist es uns besonders wichtig, unser tägliches Handeln gewissenhaft zu reflektieren und neueste wissenschaftliche Erkenntnisse einfließen zu lassen. Viele Tätigkeiten in unserem Haus erfordern zusätzlich zur Grundausbildung in der Gesundheits- und Krankenpflege ein Spezialwissen, das in Fort- und Weiterbildungen oder Studiengängen erworben werden kann. Diese Expertise fordern wir von unseren Mitarbeitern nicht nur ein, sondern fördern sie auch aktiv. Somit finden sich im St. Marien-Hospital Pflegeexperten mit unterschiedlichsten fachlichen Zusatzqualifikationen wie beispielsweise Wundversorgung, Schmerzberatung, Stoma- und Inkontinenzberatung oder Diabetesberatung.

Pflegeleitlinien

Unsere Pflegeleitlinien

  • Unsere Pflege entwickeln wir kontinuierlich weiter. Dabei orientieren wir uns an den Leitlinien unseres Hauses.
  • Unsere Pflegenden wollen im besonderen Maße die Bedürfnisse und Ressourcen der Patienten erkennen und sie dementsprechend betreuen sowie unterstützen.
  • Die Beratung von Patienten und deren Angehörigen hat für uns einen hohen Stellenwert.
  • Wir verstehen uns als vertrauensvolle Ansprechpartner und Vermittler für unsere Patienten.
  • Die veränderten Anforderungen und Erwartungen der Menschen an unser Krankenhaus erfordern eine hohe Pflegekompetenz.
  • Die Weiterentwicklung der Pflege auf der Basis eines christlichen Menschenbildes ist uns im St. Marien-Hospital ein besonderes Anliegen.
  • Es ist uns wichtig, gute Rahmenbedingungen zu schaffen, damit unsere Patienten im St. Marien-Hospital neben Fachkompetenz auch Verständnis und Mitgefühl erfahren.
Pflegekompetenz

Neben der medizinischen Versorgung ist eine qualitativ hochwertige Pflege im Krankenhaus von großer Bedeutung. Um die Qualität im St. Marien-Hospital zu sichern, haben wir in unseren Pflegestandards einheitliche Handlungsrichtlinien für pflegerische Tätigkeiten festgelegt.

Unsere Pflegenden haben alle eine Ausbildung zum Gesundheits- und Krankenpfleger absolviert. Darüber hinaus haben viele sich fachspezifisch weitergebildet. Auf eine strukturierte und konsequente Fort- und Weiterbildung nach den neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen legen wir sehr großen Wert. Zusätzlich steht im Mittelpunkt, berufsübergreifende und soziale Kompetenzen zu erwerben.

Im St. Marien-Hospital finden Sie Expertinnen / Experten für folgende Fachrichtungen:

  • Aromatherapie
  • Demenz-Kompetenz
  • Diabetes
  • Hygiene
  • Herzinsuffizienz
  • Kinästhetik
  • Validation
Pflegeüberleitung und Entlassmanagement

Bei manchen Patienten zeichnet sich bereits während des Krankenhausaufenthalts ab,  dass das Leben nicht mehr wie vorher sein wird: Vielleicht benötigt ein naher Angehöriger zukünftig mehr Betreuung oder Sie müssen über eine Pflegeeinrichtung nachdenken. Wir unterstützen Sie gerne bei Ihren Überlegungen und bei der Organisation! In der Pflegeüberleitung arbeiten wir sehr eng mit den Kollegen aus dem Sozialdienst zusammen, um die bestmögliche Lösung für den Patienten zu erreichen.
Unser Angebot:

  • Wir beraten Sie: Was soll nach dem stationären Aufenthalt passieren?
  • Im Rahmen unserer Pflegeberatung und in speziellen Kursen zur familialen Pflege leiten wir Sie an, wie Sie mit Ihrem Angehörigen in bestimmten Situationen umgehen und ihn am besten versorgen können, vor allem bei Erkrankungen.
  • Wir vermitteln, wenn ambulante Dienste eingeschaltet werden müssen.
  • Wir sind Ihnen gerne dabei behilflich, wenn es abzuklären gilt, ob Ihr Angehöriger in einer Kurzzeitpflege oder Altenhilfeeinrichtung untergebracht werden kann.
  • Sie möchten über Ihre Sorgen sprechen oder wünschen sich eine Begleitung in dieser Lebensphase? Unsere Seelsorger/-innen sind gerne für Sie da.


Ein wichtiger Bereich bei der Pflegeüberleitung ist auch das sogenannte Entlassmanagement, das wir einem Patienten schon bei Beginn seines stationären Aufenthalts anbieten. So wollen wir möglichst frühzeitig eine Lösung für die Zeit nach dem Krankenhausaufenthalt finden. Ab Juli 2017 ist ein strukturiertes Entlassmanagement zudem gesetzlich vorgegeben. Dazu gehören unter anderem folgende Bestandteile:

  • Die zuständigen Mitarbeiter für das Entlassmanagement sind für jeden Patienten festgelegt.
  • Es gibt im Krankenhaus einen festen Ansprechpartner, wenn innerhalb der ersten 24 Stunden nach der Entlassung Fragen auftauchen.
  • Bei der Entlassung erhält der Patient einen Kurz-Arztbrief, den er direkt mitnehmen kann.
  • Die weitere Versorgung des Patienten zu Hause ist geregelt.
Gesundheits- und Krankenpflegeberatung

Es ist selbstverständlich, dass wir Sie und auch Ihre Angehörigen während Ihres stationären Aufenthalts individuell beraten. Unser Ziel ist es, Sie umfassend aufzuklären, sodass Sie den pflegerischen Prozess aktiv mitgestalten können. Unsere besondere Aufmerksamkeit gilt Patienten, die hohe gesundheitliche Risiken tragen, chronisch krank sind oder nach der Entlassung weitere Pflege oder Begleitung benötigen. Die Beratung liegt in den Händen unserer speziell ausgebildeten Pflegeexperten.

Häufig übernimmt die Familie die Pflege im Anschluss an einen Krankenhausaufenthalt. Wir möchten Sie als Betroffene oder pflegende Angehörige in Ihrer persönlichen Situation unterstützen. Dafür bieten wir Ihnen verschiedene Formen der Gesundheits- und Krankenpflegeberatung an:

  • Information und Anleitung bei der täglichen Pflege am Krankenbett
  • Schulung am Krankenbett, etwa zu Körperpflege und Blutzuckerkontrolle
  • Familiale Pflege: individuelles Pflegetraining während des Krankenhausaufenthalts und bis zu sechs Wochen danach auch zu Hause
  • Kurse für pflegende Angehörige von Demenzkranken (aktuelle Termine und mehr Informationen in unserem Flyer)
  • Informationsveranstaltungen mit unterschiedlichen Schwerpunkten, zum Beispiel Diabetes oder Schmerz
Ernährungsberatung und -management

Gerade bei älteren Menschen spielt Mangel- oder Fehlernährung eine große Rolle. Unsere speziell geschulten Pflegekräfte und die Ernährungs- und Diätexperten aus der Küche können die stationären Patienten optimal versorgen und beraten. Ergänzend arbeiten wir mit einem externen Dienstleister zusammen, der die Patienten später auch zu Hause über Zusatzernährungsprodukten informiert und den Kontakt zum Hausarzt hält, wenn gewünscht. Gerade Angehörige nehmen diesen Service gerne in Anspruch, um beispielsweise Themen wie Flüssigkost bei Ess- und Schluckproblemen zu besprechen.

Pflegemodelle

Die Pflege im St. Marien-Hospital Hamm orientiert sich an den individuellen Bedürfnissen des kranken Menschen und seiner Angehörigen. Zu Grunde liegt ein prozesshaftes Denken und Handeln, das 1997 von der Weltgesundheitsorganisation WHO beschrieben wurde:

  • Einschätzung des Pflegebedarfs auf Grundlage eines Assessments (Sammlung aller pflegerelevanter Informationen),
  • Erstellen eines Pflegeplans auf Grundlage der Feststellung der Pflegeprobleme und Ressourcen; Festlegung der Pflegeziele und Planung der Pflegemaßnahmen,
  • Durchführung der Pflege anhand des Pflegeplans,
  • Beurteilung von Wirkung und Qualität der Pflege (Überprüfung der Zielerreichung).

 

Pflegemodell Somatik

Dieser pflegetheoretische Ansatz, das "Modell der Lebensaktivitäten", ist durch seine Ausrichtung am "normalen" Leben gekennzeichnet. Es wurde erstmals 1976 durch die britische Pflegewissenschaftlerin Nancy Roper beschrieben und danach in Zusammenarbeit mit Winfred Logan und Alison Tierny weiterentwickelt. 1980 veröffentlichten sie das Modell und die dahinter stehende bedürfnisorientierte Pflegetheorie als "Die Elemente der Krankenpflege".
Oberstes Ziel ist es, den Menschen nicht symptombezogen, sondern individuell und ganzheitlich im Rahmen seines Alltagslebens und der daraus abzuleitenden Bedürfnisse zu betrachten. Unterstützung wird dabei nach dem Grundsatz "So viel wie nötig, so wenig wie möglich" angeboten - also als Hilfe zur Selbsthilfe. Dabei beschränkt sich die Pflege nicht auf die Reaktion auf bestehende Probleme, sondern erstreckt sich auch auf das Verhindern potentieller Probleme durch Vorbeugen. 

Pflegemodell Psychiatrie

Das "Interaktionsmodell" beruht auf der Arbeit der US-amerikanischen Krankenschwester und späteren Professorin Hildegard Peplau. Es beschreibt die Pflege als aktiv durch die Pflegenden gestalteten Prozess vom Aufbau bis zur Lösung einer Beziehung.  Die Pflegenden nehmen im Verlauf unterschiedliche Rollen ein:

  • Als „Fremde/Unbekannte“ zu Beginn der Beziehung vermitteln sie unvoreingenommen und vorbehaltlos ihre Wertschätzung und zeigen deutlich ihre Aufmerksamkeit als Zuhörer
  • Als „Informanten/innen“ beantworten sie alle Fragen der Patienten
  • Als „Lehrende“ vermitteln sie Wissen und unterstützen die Patienten auf dem Weg in die Selbstständigkeit
  • Die Rolle der „Berater/innen“ zielt auf die Befähigung der Patienten, sich und seine Situation zu reflektieren
  • Zudem realisieren die Pflegenden Projektionen, bei denen Patienten/innen ihnen stellvertretend die Rolle einer ihnen bekannten Person zuordnen. Sie weisen deutlich auf die Unterschiede zwischen ihnen und der zugewiesenen Rolle hin.

 

Pflegekonzepte

Im St. Marien-Hospital legen wir Wert auf eine fundierte und reflektierte Pflege. Wir wollen durch stetige Fort- und Weiterbildung eine gute Basis für die tägliche Pflegearbeit schaffen. Im Folgenden stellen wir Ihnen exemplarisch einige der hier im Haus angewandten Pflegekonzepte vor. 

 

Kinästhetik

Es ist ein Unterschied, ob man einen gepackten Koffer am Flughafen auf das Gepäckband wuchtet oder ob man Menschen bewegt. Die Kinästhetik befasst sich genau mit diesem Unterschied: Dem Koffer ist es egal, wie er bewegt wird -  der Mensch kann durch Nutzung seiner Ressourcen und im Wissen um Kinästhetik Förderung seiner Gesundheit erfahren. In der Folge muss die Pflegeperson weniger Kraft aufwenden, als sie es beim Wuchten des Koffers müsste.
Kinästhetik ist die "Lehre vom Bewegungsempfindungen". Das Gesamtkonzept beinhaltet sechs Einzelkonzepte, die Bewegung aus unterschiedlichen Perspektiven beleuchten. Durch ganzheitliche Betrachtung der Bewegung (-smöglichkeiten) wird es immer schwerer, den Menschen wie einen gepackten Koffer zu bewegen. Je mehr stattdessen die Pflegekraft die Ressourcen des Menschen wahrnimmt und Alternativen kennt, desto mehr Gefühl erhält der Mensch für seine eigene Bewegung (und seine Ressourcen nehmen zu). Die sechs Konzepte (Perspektiven) sind:
• Interaktion (wechselseitige Wirkung zischen Bewegendem und Bewegtem)
• funktionale Anatomie (Zusammenspiel des Körpers)
• menschliche Bewegung (Muster der Bewegung)
• menschliche Funktion (Kombination aus Haltungs- und Transportbewegungen)
• Anstrengung
• Umgebung

Validation

Validation bedeutet, "in den Schuhen des Anderen" zu gehen und gibt methodische Hinweise zur Kommunikation mit an Demenz erkrankten Menschen. Die Methodik beruht auf der Annahme, dass aktiv vermittelte Wertschätzung sich positiv auf die Gefühle des Menschen auswirkt und ihn zur Kommunikation anregt. Dabei ist der eigentlich Wortinhalt relativ irrelevant, das "Miteinander Kommunizieren" und damit der Ausdruck bzw. die Verarbeitung von Gefühlen stehen im Vordergrund.

Aromapflege

Das Konzept der Aromapflege befasst sich mit der sachkundigen Anwendung ätherischer Öle. Ziel ist es, den Menschen in seinem seelischen und körperlichen Wohlbefinden zu unterstützen. Ätherische Öle bestehen aus pflanzlichen Inhaltsstoffen, genutzt werden sollten ausschließlich 100%-ig naturreine Öle:
• aetherische Öle aus kontrolliertem biologischen Anbau (kba), Demeter, Wildsammlung
• und fette Öle mit Bio Siegel/kaltgepresst.

Die Öle wirken sowohl über die Haut als auch über die Atmung. Ihre Mischung sollte immer miteinander harmonieren (es heißt also: immer der Nase nach) - unterschieden werden in der Wirkung Kopf-/Herz- und Basis-Noten (in der Mischung eine Kopf, zwei Mittel- und eine Basisnote):

• Kopfnote: wird zuerst wahrgenommen, wirken belebend. Beispiele sind Zitrusöle, Eukaplyptus, Minze und Lemongras.
• Herznote: werden nach etwa 10 Minuten wahrgenommen, Duft ist warm und weich, sie wirken ausgleichend. Beispiele sind Rose, Lavendel oder Rosmarin.
• Basisnote: besonders intensiv und langanhaltend, wird erst nach einer Stunde wahrgenommen und wirkt entspannen. Beispiele sind Harze, Hölzer, Vanille.

Basale Stimulation

Das Konzept der Basalen Stimulation stammt aus den 70-er Jahren und wurde von Andreas Fröhlich entwickelt. Zielgruppe sind alle Menschen mit Wahrnehmungsstörungen - also sowohl bewusstlose oder somnolente Personen, Menschen mit Hemiplegie oder an Demenz erkrankte Menschen.
Leitziel der Basalen Stimulation ist es, dem in seiner Wahrnehmung eingeschränkten Menschen die "Außenwelt" nahe zu bringen. Denn: Menschen mit eingeschränkter Wahrnehmung verlieren ohne entsprechende Anregung zunehmend den Kontakt und leben isoliert "in ihrem Körper". Dabei gilt: Jeder Reiz, der sich nicht verändert, wird immer schwammiger wahrgenommen (Gewöhnung) - Stimulation der Wahrnehmung erfordert ständig wechselnde Anregungen.
Kommunikation "auf normalem Wege" - also durch Sprache - erreicht einen stark in seiner Wahrnehmung eingeschränkten Menschen nicht. Somit zielt die Basale Stimulation darauf "mit den Händen zu sprechen". Informationen müssen dabei klar und eindeutig sein. Dies wird möglich durch:
• Berührungen ruhig, mit flächig aufgelegter Hand deutlich beginnen und enden (Achtung: oft dominieren die Finger, wenn man die Hand auflegt)
• mit konstantem Druck vorgehen
• möglichst mit den gleichen „Anfangsritualen“ beginnen
• Rituale möglichst am Stamm beginnen (Berührungen an Händen oder im Gesicht rufen oft Abwehr hervor)
• wenn beide Hände am Körper des anderen „sprechen“ dann müssen sie es gleichzeitig (synchron) tun

Psychiatrische Pflege

Wie stellt sich die Pflege in der Psychiatrie im St. Marien-Hospital Hamm dar?

Die Klinik für Psychiatrie besteht aus einer Station für Abhängigkeitserkrankte, einer gerontopsychiatrischen Station, einer Wahlleistungsstation, zwei Tageskliniken und zwei Akut-Stationen. Es gilt das Prinzip der offenen Türen.
Auf den Akut-Stationen werden vor allem Patienten mit allgemeinpsychiatrischen Krankheitsbildern wie Depression, Manie, Angststörung, Schizophrenie bis hin zu Borderline-Persönlichkeitsstörungen behandelt. Je nach Erkrankungsbild und psychischem Befinden benötigen die Patienten kurzfristige Pflege bis hin zu längerer Begleitung unter 1:1 Betreuung.
Unser Ziel ist es, psychisch kranken Menschen so zu begegnen, dass sie ihre gesundheitsbezogenen Defizite und Einschränkungen überwinden oder akzeptieren können. Die Patienten sollen nach Möglichkeit ihre persönliche Autonomie wieder erlangen oder erstmals erreichen.

Die Krankheitsbilder sind sehr unterschiedlich. Wie gehen Pflegende damit um?

Psychiatrische Pflege verlangt ein hohes Maß an Flexibilität, Fachwissen und Organisation. Sie zeigt viele Facetten: Manchmal ist sie schwer verständlich, emotional, kräftezehrend - gleichzeitig jedoch spannend und herausfordernd.
Alle Patienten erhalten eine pflegerische Bezugsperson, die während der Behandlung in der Klinik im Rahmen einer unterstützenden Beziehung für eine zielgerichtete, der individuellen Situation angepasste, multiprofessionell abgesprochene Versorgung des Patienten verantwortlich ist. Grundlage des Pflegeprozesses ist ebenfalls die Einbeziehung des sozialen Umfeldes, z.B. der Angehörigen. In dieser Zeit nehmen wir als Pflegende unterschiedliche Rollen ein, wie die des Begleiters, des Unterstützenden/Informierenden, des Fremden, des Beraters, des Lehrenden, die Rolle der Führungsperson und der Ersatzperson..

Welche theoretischen Konzepte kommen zur Anwendung?

Wir arbeiten nach dem Pflegemodell von Hildegard Peplau und bauen eine pflegerisch-therapeutische Beziehung zum Patienten auf. Dieses erfolgt durch verbale und nonverbale Kommunikation unter Berücksichtigung des jeweiligen Krankheits- bzw. Gesundheitsgrades.
Es geht auch um eine adäquate Regulation von Nähe und Distanz. Da das Nähe- und Distanz - Verhalten bei Patienten mit einer psychischen Erkrankung verändert ist, kann es zwischen starkem Rückzug bis hin zu Distanzminderung und Übergriffigkeit variieren.

Wie gestaltet sich der Beziehungsaufbau?

Nicht anders als in jeder anderen sozialen Beziehung: Indem wir Interesse, Verständnis und Empathie gegenüber dem Patienten zeigen. Eine pflegerische Beziehung kann nicht von jetzt auf gleich aufgebaut werden. Es sind viele Kontakte während der gesamten Behandlung notwendig.  Alle Tätigkeiten, die wir mit dem Patienten gemeinsam durchführen, sind zum Beziehungsaufbau und  -erhalt förderlich. Dazu gehört auch das Führen von Alltagsgesprächen, gemeinsames Kaffeetrinken oder ein gemeinsamer Spaziergang. Zudem ermöglichen diese Tätigkeiten eine bessere Krankenbeobachtung als dieses z.B. aus dem Dienstzimmer "durch die Scheibe" möglich ist.

Wie sieht die pflegerische Tätigkeit in der Praxis aus?

Eine vertrauensvolle Beziehungsgestaltung erfordert ein hohes Maß an Einfühlungsvermögen, Toleranz, wertfreier Akzeptanz und oftmals viel Geduld. Es gibt die Patienten, die verzweifelt und ängstlich ihre Zwangsgedanken wie „Ich glaube, ich schaffe es nicht“, „Ich bin gesund, jetzt bin ICH es wieder“ oder „Ich muss meine Sätze aufschreiben“ dem Pflegenden erzählen. Die Aufgabe ist enorm vielfältig: Wir Pflegenden haben die Kompetenz, gleichzeitig suizidgefährdete Patienten, akute Patienten mit "Hinlauftendenzen", die mit richterlichem Beschluss untergebracht sind, und Patienten mit Impulskontrollstörungen professionell zu begleiten.

Welche Möglichkeiten haben die Pflegenden, Übergriffen vorzubeugen?

Kritische Situationen in der Pflege sind nicht immer vermeidbar. Schon aus ihrer Rolle heraus sind die Pflegenden die Personen, die die "Stationsregeln" vertreten, Abläufe sicherstellen und zwangsläufig in Konfrontationssituationen mit den Patienten geraten können. Mit intensiver Begleitung von Patienten auf den einzelnen Behandlungseinheiten wollen die Pflegenden die Patienten in ihrer Genesung unterstützen und sie vor sich selbst und/oder Patienten und Mitarbeiter vor Übergriffen schützen.Die sogenannte 1:1 Betreuung, auch als "Erhöhter Betreuungsaufwand" bezeichnet, stellt eine Herausforderung dar. Hier reicht das Spektrum von schweigenden, in sich gekehrten, möglicherweise sich selbst gefährdenden Patienten über hochmanische, redefreudige Menschen, die ohne Punkt und Komma ununterbrochen von Thema zu Thema springen, bis hin zu angespannten, drohenden Patienten.

Welche Hilfen bietet das St. Marien-Hospital?

Zum professionellen Umgang mit Aggressionen werden die Mitarbeiter regelmäßig geschult, um Veränderungen im Verhalten sowie in der Stimmungslage frühzeitig zu erkennen und durch engmaschige Betreuungs- und Gesprächsangebote sowie durch Schutzmaßnahmen professionell intervenieren zu können. Fixierte Patienten müssen schon vom Gesetz her im gleichen Raum 1:1 betreut werden- hier sind wir ebenfalls oft verbalen Anfeindungen, Drohungen und der Angst oder dem Frust der fixierten Patienten ausgesetzt.
Wir führen 2 x jährlich ein mehrtägiges Deeskalationstraining und ein Schutztechniktraining für die Mitarbeiter durch an dem sich auch Mitarbeiter aus externen Einrichtungen anmelden können. Zusätzlich gibt es an mehreren Terminen im Jahr Updates mit  praktische Übungen. Für die multiprofessionellen Teams gibt es Supervisions-  bzw. Coaching-Angebote.

Was können die Pflegenden selbst tun?

In der Bewältigung kritischer Patienteninteraktion ist es wichtig, die eigenen Grenzen zu beachten und zu erkennen. Eine Nachbesprechung zur eigenen Psychohygiene und kritische Hinterfragung des eigenen professionellen Handelns in Krisen und Ausnahmesituationen, sowie bei Zwang, Gewalt und Suizid findet zeitnah in den Behandlungsteams statt. Um damit umzugehen, bedarf es eines Austausches im multiprofessionellen Team und Unterstützung durch die Vorgesetzten – das gehört zum Arbeitsalltag.

 

Anna Margaretha Krull | Döndü Köroglu | Petra Steinweg

Demenzsensible Pflege

Ältere Menschen werden manchmal wunderlich – sie bekommen Ansichten, die andere nicht unmittelbar nachvollziehen können, vergessen Dinge, benennen sie um oder legen sie unauffindbar weg. Alles nicht dramatisch: So manche demenzielle Veränderung geht als „Marotte“ durch, solange der Mensch ansonsten in seinem Umfeld keine Probleme hat. Im Falle eines notwendigen Krankenhausaufenthaltes können jedoch unerwartete Schwierigkeiten auftreten, denn mit dem Wegfall der gewohnten Umgebung treten die Folgen einer Demenzerkrankung oft erstmals zutage.
Im St. Marien-Hospital ist man auf den Umgang mit verwirrten Patienten vorbereitet. Eva Herrmann berät Mitarbeiter in Sachen Pflege, Sarah Chmiela hat ihre Bachelor-Arbeit über konzeptionelle Ansätze zum Thema geschrieben. 

Warum ist es für das St. Marien-Hospital wichtig, auf allen Stationen Pflegekräfte mit besonderen Kenntnissen im Umgang mit verwirrten Patienten zu haben?

Bei fast einem Drittel unserer Patienten über 65 Jahre zeigt sich erst in der Ausnahmesituation des Krankenhausaufenthaltes, dass sie unbemerkt eine demenzielle Veränderung entwickelt haben. Das erfordert eine sehr hohe Aufmerksamkeit von den Kolleginnen und Kollegen, die einschätzen müssen, ob ein Verhalten auf eine Demenz zurück zu führen ist oder nicht.  Wir wissen ja nicht, wie der Patient sich vorher verhalten hat – und das ist immer die Referenz. Wer sich zum Beispiel schon immer Namen schlecht merken konnte oder sich auf seinen Partner verlassen hat, wenn es an bestimmte Aufgaben ging, kann all das auch im Krankenhaus nicht – aber das hat nichts mit einer demenziellen Störung zu tun. Menschen mit Demenz haben aber ein besonders hohes Risiko, durch eine akute Erkrankung dauerhaft ihre Selbständigkeit zu verlieren. Wir müssen sie also rechtzeitig erkennen, mobilisieren und stabilisieren, damit sie in ihre häusliche Umgebung zurückkehren können.

Welche Anstrengungen unternimmt das St. Marien-Hospital, um als Akutkrankenhaus auf demenziell veränderte Patienten vorbereitet zu sein?

Wir haben das Problem sehr früh erkannt und auf unsere Agenda gesetzt. Seit 2013 schulen wir unsere Kolleginnen und Kollegen in ihrer Demenz-Kompetenz, bereits lange vorher haben wir im Rahmen der „Familialen Pflege“ damit begonnen, Angehörige in der Betreuung demenzerkrankter Menschen zu unterstützen. Mittlerweile haben wir auf jeder Station Pflegekräfte, die mit dem Thema vertraut sind. Aktuell sind wir an einem NRW-weiten Projekt (Blickwechsel Demenz) beteiligt. Ziel ist es, in Workshops im Austausch mit 24 anderen Kliniken Konzepte für eine demenzsensible Versorgung in einem Akutkrankenhaus zu entwickeln.

Was ist zu tun, wenn jemand erste Anzeichen einer Demenz zeigt?

Diesen Menschen sollte man möglichst viel Sicherheit geben und bekannte Strukturen, an denen sie sich orientieren können. Feste Zeiten, wiederkehrende Abläufe und freundlicher Umgang unterstützen darin, sich weiterhin selbst zu organisieren. Befindet sich ein an Demenz erkrankter Mensch "auf der Suche nach Orten aus seiner Vergangenheit", sollte man ihm dort auch begegnen und ihn beispielsweise von diesen Orten erzählen lassen.

Welche Vorkehrungen sollten Angehörige treffen, falls ein demenzerkrankter Mensch in ein Krankenhaus muss?

Für einen eventuellen Aufenthalt im Krankenhaus sollten Menschen mit Ansätzen einer Demenz besonders gut vorbereitet sein. Es bietet sich an, eine Notfallmappe zusammenzustellen. Sie wurde in Teamarbeit unter dem Titel Herdecke plus vom Gemeinschaftskrankenhaus Herdecke und weiteren Institutionen im Rahmen des Projektes „Blickwechsel Demenz. Regional“   entwickelt und kann auf unserer Internetseite www.marienhospital-hamm.de  beim Thema Pflege heruntergeladen werden.  Ärzte und Fachkräfte des Krankenhauses erhalten bei einer plötzlichen Einweisung des Erkrankten damit einen Überblick über Vorerkrankungen, Vorsorgevollmachten und auch den geistigen Zustand. Es kommt nicht selten vor, dass Verunfallte nicht mehr auskunftsfähig sind -  weniger wegen des Unfalls, sondern weil eine Demenz vorliegt. In unserem Krankenhaus gehen wir sorgfältig mit dem Thema um – aber auch wir freuen uns, wenn wir rechtzeitig informiert werden. So können wir zumindest einer Verschlechterung der geistigen Kräfte etwa nach einer OP vorbeugen.

Hier finden Sie die Notfallmappe. Ein Klick auf das Bild öffnet das Dokument zum Ausdruck.

Notfallordner

Zur Erstellung der Notfallmappe wird empfohlen, die Seiten auszudrucken und in einem roten Schnellhefter abzuheften.

Weiterbildung

Es gibt gute Gründe, sich stetig weiterzubilden. Zum einen eröffnen sich dadurch berufliche Chancen. Zum anderen gibt es in unserem Berufsfeld ständig neue Erkenntnisse. In Mitarbeiter-Gesprächen äußern Sie als Pflegende vielleicht den Wunsch, sich in eine spezielle Richtung weiterzuqualifizieren. Möglich ist auch, dass Ihre Führungskraft Sie fragt, ob eine Weiterbildung für Sie vorstellbar ist. Um Ihnen ein möglichst großes Spektrum an Weiterbildungen anbieten zu können, kooperieren wir mit verschiedenen Instituten. Pflegende im St. Marien-Hospital können regelhaft folgende Weiterbildungen wahrnehmen:
 
• Intensiv-/Anästhesiefachkraft
• Notfallpflege-Fachkraft
• Psychiatrische Fachkraft
• Stationsleitung/Leitung Funktionsbereich
• Wundmanagement
• Fachkraft Parkinson
• Fachkraft Operationsdienst
• Geriatrische Fachkraft
• Praxisanleiter
• Pain Nurse
• Fachkraft Stroke Unit
 
Zudem ist es uns wichtig, Ihnen individuelle Weiterbildungs- oder Studienwünsche zu ermöglichen. Der Anteil unserer Mitarbeiter, die zusätzlich studieren oder sich weiterqualifizieren, wächst stetig.

Pflegedirektor

Gabriele Kösters

Jörg Beschorner
Nassauerstraße 13-19
59065 Hamm

02381/18-1008
02381/18-1006
joerg.beschorner@marienhospital-hamm.de

Pflegedienstleitung Klinik Nassauerstrasse

Stefanie Beyer-Keute

Stefanie Beyer-Keute
Nassauerstraße 13-19
59065 Hamm

02381/18-3170
02381/18-3172
stefanie.beyer-keute@marienhospital-hamm.de

Pflegedienstleitung Klinik Knappenstrasse und Psychiatrie/ stv. Pflegedirektor

Anna-Margaretha Krull

Frank Dauer
Knappenstraße 19
59071 Hamm

02381/18-3270
02381/18-3272
frank.dauer@marienhospital-hamm.de

Pflegeentwicklung / Beratung

Eva Herrmann

Eva Herrmann
Nassauerstraße 13-19  
59069 Hamm

02381/18-73473

eva.herrmann@marienhospital-hamm.de