Kardiologie, Intensivmedizin und Allgemeine Innere Medizin

In unseren drei Herzkatheterlaboren untersuchen und behandeln unsere erfahrenen Kardiologen Patienten mit Erkrankungen des Herzens. Dazu steht 24 Stunden am Tag ein Herzkatheter-Team bereit. Das Herzkatheterlabor zählt wie die EKG- und die Ultraschallfunktionsabteilung zu den Kernbereichen unserer Klinik. Einige unserer zentralen Diagnostik- und Therapieverfahren wollen wir Ihnen vorstellen.

Elektrokardiogramm (EKG)

Das Elektrokardiogramm gehört zu den Standardverfahren in der Kardiologie. Bei der Untersuchung werden die Herzströme aufgezeichnet, die Rückschlüsse auf die Funktion des Herzens zulassen. Es gibt verschiedene Einsatzgebiete für das EKG, etwa bei Belastung auf einem Fahrradergometer, im Ruhezustand oder als Langzeitaufzeichnung über 24 bis 48 Stunden (Belastungs-EKG, Ruhe-EKG und Langzeit-EKG).

Ultraschall des Herzens (Echokardiografie)

Bei der Echokardiografie untersuchen wir das Herz mit einer Ultraschallsonde von außen durch die Brust. Der Ultraschall des Herzens gehört in der Kardiologie zu den wichtigsten Verfahren und wird zur Diagnose vielfach eingesetzt, zum Beispiel bei der koronaren Herzkrankheit oder bei einem Herzklappenfehler. Ziel ist es, die Herzfunktion zu überprüfen und krankhafte Veränderungen festzustellen. Dabei nutzen wir modernste Technik: So können wir den Ultraschall beispielsweise zwei-, drei- oder vierdimensional durchführen. Zudem kann eine Echokardiografie im Ruhezustand oder auch bei Belastung stattfinden.  Für spezielle Fragestellungen kann diese Untersuchung auch von der Speiseröhre aus durchgeführt werden, hier sind viele Strukturen z.B. an den Herzklappen mit besonderer Genauigkeit zu erkennen.

Herzkatheteruntersuchung und -behandlung

Mithilfe der Herzkatheteruntersuchung im Herzkatheterlabor können wir ermitteln, ob die Herzkranzgefäße, die Herzklappen oder der Herzmuskel krankhaft verändert sind. Für die Untersuchung schieben wir den Herzkatheter – das ist ein dünner, biegsamer Schlauch – über eine Beinarterie bis zum Herzen vor, alternativ auch über eine Arterie am Handgelenk. Durch den Katheter spritzen wir Röntgenkontrastmittel in die Herzkranzgefäße und manchmal auch in die linke Herzkammer. Auf dem Röntgenschirm werden die Herzkranzgefäße anschließend sichtbar, so dass wir sie genauer beurteilen können. Diese Untersuchung heißt auch Koronarangiografie oder Linksherzkatheteruntersuchung . Bei der Rechtsherzkatheteruntersuchung messen wir dagegen den Druck in der rechten Herzkammer und in der Lungenschlagader. Beide Untersuchungen können unter örtlicher Betäubung stattfinden.

Bei einem Herzinfarkt ist in der Regel ein Herzkranzgefäß verschlossen: Wenn wir bei der Linksherzkatheteruntersuchung Verengungen oder sogar Verschlüsse in einem Herzkranzgefäß feststellen, können wir direkt eingreifen. Zu den Maßnahmen gehört die Erweiterung des Herzkranzgefäßes über einen Ballon (Perkutane Transluminale Coronare Angioplastie, PTCA): Dabei schieben wir einen Ballonkatheter bis zu der verschlossenen Stelle. Dort wird der Ballon entfaltet und das Gefäß gedehnt. Um zu verhindern, dass sich das Gefäß wieder verschließt, wird sehr häufig ein kleines Röhrchen eingesetzt (Stent-Implantation).

Einsetzen von Herzschrittmachern und Defibrillatoren

Im St. Marien-Hospital führen wir alle Arten von implantatbasierten Therapien regelmäßig durch. Wenn ein Patient einen zu langsamen Herzschlag hat (Bradykardie), er dadurch Ohnmachtsanfälle erleidet oder weniger belastbar ist, kann ein Herzschrittmacher helfen. Wir verpflanzen das kleine Gerät unter die Haut und verbinden es über Elektroden mit dem Herzen. In einzelnen Fällen können wir auch kabellose Herzschrittmacher direkt in die Herzkammer einsetzen. Der Schrittmacher überwacht den Schlagrhythmus und springt nur in Fällen an, in denen das Herz aussetzt.

Zur Behandlung von lebensbedrohlichen Herzrhythmusstörungen wie Kammerflimmern oder als Unterstützung bei einer schweren Herzschwäche können wir Spezial-Schrittmacher einsetzen, sogenannte Defibrillatoren. Ein Defibrillator wird ebenfalls unterhalb der Haut verpflanzt und über Elektroden mit dem Herzen verbunden. Aufgabe dieses Geräts ist es, schwere Herzrhythmusstörungen zu erkennen und über einen elektrischen Impuls zu beenden. So soll bei herzkranken Patienten einem plötzlichen Herztod vorgebeugt werden.

Kardiale Resynchronisationstherapie (Cardiac Resynchronization Therapy, CRT)

Die kardiale Resynchronisationstherapie ist eines der Verfahren, das bei Patienten mit einer schweren Herzschwäche infrage kommt. Die Behandlung kann das Fortschreiten der Herzmuskelschwäche verzögern und auch die Belastbarkeit des Patienten deutlich verbessern. Im Rahmen der kardialen Resynchronisationstherapie setzen wir dem Patienten einen bestimmten Herzschrittmacher oder Defibrillator ein. Das Gerät soll die Pumpkraft des Herzens erhöhen.

Intensivmedizin

An die Klinik für Kardiologie ist die internistische Intensivstation angeschlossen. Bei vielen Herzerkrankungen kann sich der Zustand eines Patienten plötzlich verschlechtern und lebensbedrohlich werden, etwa bei einem Herzinfarkt oder bei einer akuten Herzschwäche mit Atemnot. In solchen Fällen muss der Patient sofort behandelt werden. Aufgrund unseres umfangreichen Behandlungsspektrums sowie unserer großen Intensiv- und Überwachungsstation verstehen wir uns als Schwerpunkt-Anlaufstelle für die Notfallversorgung in Hamm. Unser intensivmedizinisch geschultes, eingespieltes Team steht rund um die Uhr zur Verfügung, um unsere Patienten optimal zu versorgen. Viele der hier arbeitenden Kardiologen sind zudem gleichzeitig ausgebildete Intensivmediziner.

Insgesamt umfasst das Leistungsspektrum der Intensivstation alle akuten internistischen Krankheitsbilder, insbesondere:

  • Brustschmerz (Angina pectoris)
  • Herzinfarkt: 24-Stunden Kathetereinsatzbereitschaft, PTCA (Erweiterung der Herzkranzgefäße)
  • Bedrohliche Herzrhythmusstörungen
  • Schwere Herzschwäche
  • Akutes Nierenversagen
  • Schwere Lungenentzündungen
  • Unter- und Überzuckerung
  • Asthma bronchiale und schwere Bronchitis
  • Lebensbedrohliche Infektionskrankheiten
Angeborene Herzfehler im Erwachsenenalter

Etwa jedes 100. Kind kommt mit einem angeborenen Herzfehler zur Welt, eine Zahl, die seit vielen Jahren konstant ist. Ohne dass es ins Bewusstsein der Öffentlichkeit gedrungen ist, haben sich in den vergangenen Jahren die medizinischen Behandlungsmöglichkeiten so wesentlich verbessert, dass inzwischen etwa 90 Prozent das Erwachsenenalter erreichen. Mittlerweile leben mehr Erwachsene als Kinder mit angeborenen Herzfehlern mit uns, 250.000 in Deutschland und einige hundert Menschen auch in Hamm.

EMAH – Erwachsene mit angeborenem Herzfehler sind meistens, aber nicht immer ihr Leben lang ärztlicher Behandlung. Die immer engmaschigere Vorsorge deckt schon bei Kindern Herzfehler auf. „Die Therapie ist bei Kindern inzwischen so effektiv geworden und die Kinderkardiologie auch im operativen und interventionellen Bereich so erfolgreich, dass wir mit EMAH eine ganz neue Patientengruppe bekommen haben, die eine Generation zuvor das Erwachsenenalter gar nicht erreicht hätte“ sagt Prof. Dr. Klaus Pethig, Chefarzt an der kardiologischen Klinik des St. Marien-Hospitals. „Das heißt nicht, dass diese Erwachsenen nun alle leben, als sei nie etwas gewesen.“ Vielmehr benötigten die meisten weiterhin eine Betreuung, die um die genaue Vorgeschichte weiß: „Häufig bestehen Folgezustände nach den zum Teil komplexen Korrekturoperationen.“ Die Krankheitsbilder sind sehr individuell: teilweise leben Menschen mit nur einer einzelnen Herzkammer, müssen ihr Leben lang mit Rhythmusstörungen, Bluthochdruck im Lungenkreislauf oder Herzschwäche zurechtkommen. Sie fragen sich, ob sie einer normalen Berufstätigkeit nachgehen können und ob ihr Körper eine Schwangerschaft verkraften könnte“, zählt Prof. Pethig auf.
Seit 2008 leitet er zunächst am Evangelischen Krankenhaus und ab 2016 am St. Marien-Hospital eine spezialisierte Ermächtigungsambulanz für Menschen mit angeborenen Herzfehlern. Hier wird die Langzeitbegleitung für mittlerweile etwa 500 Patientinnen und Patienten gewährleistet. „Mit der Volljährigkeit fallen die Menschen aus der Versorgung durch die Kinderkardiologien heraus“, so Prof. Pethig. Ein Hausarzt oder ein Kardiologe ohne Erfahrung und Spezialwissen kann die Betreuung der EMAH nicht im erforderlichen Umfang weiterführen. Die Deutschen Gesellschaften für Pädiatrische Kardiologie und für Thorax-, Herz- und Gefäßchirurgie haben sich des Themas angenommen und die Zusatzqualifikation für Erwachsene mit angeborenen Herzfehlern entwickelt. Ein Netz aus Ambulanzen und Zentren stellt die flächendeckende Versorgung in Deutschland sicher.
„Durch unsere Kooperation mit dem EVK im Gesundheitsverbund erfolgt die Übergabe des jungen Erwachsenen von der Kinderklinik zu uns sehr reibungslos“, so Prof. Pethig. Er organisiert diese „Transition“ mit dem Chefarzt der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin Neonatologie und päd. Intensivmedizin am EVK Dr. Georg Selzer. „Hamm hat da sehr viel Fachkompetenz vor der eigenen Haustür, die nächsten größeren Zentren liegen in Münster, Bad Oeynhausen und Hannover“, so Prof. Pethig. Mit denen wird in engem Austausch zusammengearbeitet, denn die EMAH werfen immer neue Spezialfragen auf, über die man sich austauscht. „Wir können diesem Patientenkollektiv so Unterstützung und hochqualifizierte Ansprechpartner zur Verfügung stellen, die dabei helfen, diese kardiologische Erfolgsgeschichte weiter zu schreiben.“
Dabei nimmt Prof. Pethig sein gesamtes Team mit in die Verantwortung: „Die Erfahrungen mit EMAH habe nicht nur ich als Chefarzt, die zieht sich durch alle Berufe, mit denen die Patienten hier in Kontakt kommen. Auch in der Facharztausbildung der jungen Kolleginnen und Kollegen sorgen wir für Kontakt mit EMAH-Patienten, denn solche Krankheitsbilder sehen sie sonst nicht. Das Wissen über EMAH ist in der Erwachsenenkardiologie oft gering, der Bedarf daran steigt jedoch und das ist ein großer Erfolg!“

 

Herzinfarkt: 112 wählen!

Der Herzinfarkt lässt sich in den meisten Fällen durch folgende Alarmzeichen erkennen:

  • schwere, länger als 5 Minuten anhaltende Schmerzen im Brustkorb, die in Arme, Schulterblätter, Hals, Kiefer ausstrahlen können oder im Oberbauch lokalisiert sind
  • starkes Engegefühl, heftiger Druck, Brennen im Brustkorb, Atemnot
  • zusätzlich: Übelkeit, Brechreiz, Angst
  • Schwächegefühl (auch ohne Schmerz), evtl. Bewusstlosigkeit
  • blasse, fahle Gesichtsfarbe, kalter Schweiß
  • nächtliches Erwachen mit Schmerzen im Brustkorb ist ein besonderes Alarmzeichen!

ACHTUNG:

  • Bei Frauen sind Atemnot, Übelkeit, Brechreiz und Erbrechen häufiger als bei Männern alleinige Anzeichen.
  • Wenn Brustschmerzen bei minimaler Belastung oder in Ruhe auftrete, muss genauso schnell wie beim Herzinfarkt gehandelt werden.