Gefäßchirurgie

Leitung: Chefarzt Dr. Sebastian Roth

In der Klinik für Gefäßchirurgie behandeln wir schwerpunktmäßig Patienten mit Durchblutungsstörungen, Engstellen an der Halsschlagader, Aussackungen der Bauchschlagader und Krampfaderleiden. Die Versorgung von chronischen Wunden und das Anlegen von Dialyse-Zugängen gehört ebenfalls zu unseren Aufgaben.

In wöchentlichen Gefäßkonferenzen mit unseren Kollegen aus der Angiologie, Radiologie und den niedergelassenen Gefäßchirurgen des MVZ für Gefäßkrankheiten stimmen wir uns darüber ab, welche Therapie für den einzelnen Patienten am sinnvollsten ist. Um die interdisziplinäre Versorgung reibungslos umzusetzen, haben wir auch eine gemeinsame Station mit den Kollegen der Angiologie.

Außerdem arbeiten wir eng mit den Fachabteilungen Kardiologie, Neurologie, Geriatrie, Diabetologie und Radiologie zusammen. Denn wir sind überzeugt, dass gefäßkranke Patienten nur so eine Rundum-Behandlung sämtlicher Haupt- und Nebenerkrankungen erhalten können. Eine Gefäßpraxis befindet sich direkt neben unserem Krankenhaus, so dass unsere Patienten kurze Wege haben.

Unser Leistungsspektrum

Durchblutungsstörungen

Bei einer Durchblutungsstörung (periphere arterielle Verschlusskrankheit, pAVK) sind bestimmte Blutgefäße verengt oder verschlossen, so dass das Blut nicht mehr ungehindert fließen kann. Aus diesem Grund werden Gewebe und Muskulatur nicht mehr ausreichend mit Sauerstoff und Nährstoffen versorgt. Die Engstellen zeigen sich oft an der Becken- oder Beinschlagader, können aber auch an allen anderen Gefäßen im Körper auftreten, etwa im Hals, im Bauch, in den Armen oder Füßen.

Symptome
Die meisten Patienten leiden an Durchblutungsstörungen der Beine, auch als Schaufensterkrankheit bekannt. Die Betroffenen können nur eine bestimmte Strecke schmerzfrei gehen („von Schaufenster zu Schaufenster“); später kommen auch Schmerzen im Ruhezustand hinzu. Die Schmerzen treten oft in den Waden auf, manchmal im Oberschenkel oder im Gesäß.

Ursachen
Die hauptsächliche Ursache von Durchblutungsstörungen ist Arterienverkalkung (Arteriosklerose). Dabei lagern sich Fett, Kalk und Bindegewebe in den Blutgefäßen ab, sodass sich die Schlagadern (Arterien) immer mehr verengen. Risikofaktoren für Arterienverkalkung sind unter anderem Rauchen, Fettleibigkeit und Diabetes.

Diagnostik und Therapie
Bevor wir den Patienten behandeln können, müssen wir genau wissen, wo und wie stark seine Gefäße verstopft sind. Dabei helfen uns bildgebende Untersuchungen wie die CT- oder MRT-Angiographie, die unsere radiologische Abteilung durchführt. In seltenen Fällen erfolgt die Darstellung über einen Katheter.

Wenn wir das Ausmaß der Durchblutungsstörungen kennen, legen wir – immer auf den einzelnen Patienten bezogen – einen Behandlungsplan fest. Dabei bieten wir das gesamte operative Spektrum an:

  • Kleinere Operationen, bei denen wir das betroffene Gefäß öffnen und reinigen, also die Verkalkungen entfernen (Ausschälung).
  • Größere Operationen, bei denen wir verschlossene Gefäße über eine kurze Strecke ersetzen oder über eine längere Strecke umleiten (Bypass oder Interponat).

Die genannten offenen Gefäßoperationen kombinieren wir häufig mit minimal-invasiven Techniken. Das heißt, hinzu kommen Behandlungen, bei denen wir mit einem Ballonkatheter in das verstopfte Gefäß hineingehen. Der Ballon wird entfaltet und presst die Ablagerungen in die Gefäßwand hinein, sodass das Gefäß geöffnet wird. Gegebenenfalls setzen wir auch einen Stent ein, ein kleines Röhrchen, der das Gefäß offen hält. So dehnen wir innerhalb eines Eingriffs gleich mehrere Gefäßbereiche auf und das Blut kann ungehindert fließen.

Unser Ziel ist es, dass Betroffene wieder längere Strecken gehen können. Zudem verhindern wir so auch weitere Folgen der Durchblutungsstörungen: Dauerschmerz, nicht heilende Wunden, Absterben von Gewebe und im Extremfall: eine Amputation.

Engstellen an der Halsschlagader

Auch die Halsschlagader kann durch Verkalkungen der Gefäße verengen oder verstopfen (Carotisstenose). Das passiert typischerweise auf Höhe der Halsschlagadergabel, die sich etwa beim Kehlkopf befindet. Dort teilt sich die Halsschlagader in die innere und äußere Kopfschlagader. Die innere Kopfschlagader transportiert das Blut zum Gehirn. Wenn das Blut hier nicht mehr ungehindert fließen kann, ist das Gehirn unterversorgt. Dann kann es zu einem Schlaganfall kommen, der sich etwa durch Lähmungen sowie Sprach- und Gefühlsstörungen äußert.

Therapie
Unsere Aufgabe ist es, die Engstelle (Stenose) in der Halsschlagader zu beseitigen – vor allem in Fällen, in denen ein Patient bereits Symptome eines Schlaganfalls aufweist und in der Neurologie unseres Hauses vorbehandelt wird. Wenn der Patient vonseiten der neurologischen Kollegen operiert werden kann, übernehmen wir und schälen das Gefäß aus, um es zu reinigen. Alternativ können wir einen Stent als Gefäßstütze einsetzen. Das ist jedoch nur eine Option, wenn die Verkalkung nicht zu stark ist. Es hat sich gezeigt, dass diese Operation bei bestimmten Patientengruppen – etwa bei älteren Menschen – bessere Erfolge erzielt, als es die Behandlung mit dem Stent vermag.

Wir operieren aber auch vorbeugend und entfernen die Verkalkung, damit es gar nicht erst zu einem Schlaganfall kommt. Die Erfahrung des Operateurs ist hier sehr wichtig und wir verfügen über eine lange Erfahrung und große Expertise bei dieser speziellen Eingriffsart.
Unsere Klinik bietet wir die Operation nicht nur in Vollnarkose, sondern auch mit örtlicher Betäubung an. Die örtliche Betäubung ist für viele Patienten sehr angenehm und der Patient ist schneller wieder fit. Insbesondere bei Patienten mit beginnender Demenz ist dies die bessere Wahl, um Verwirrtheitszustände nach einer Vollnarkose zu vermeiden.

Aneurysma in der Bauchschlagader

Als größte Schlagader im Körper leitet die Hauptschlagader (Aorta) das Blut vom Herzen über den Oberkörper in den Bauchraum. Dort spaltet sie sich auf und versorgt so beide Beine. Wenn sich in der Gefäßwand der Aorta eine Aussackung bildet, spricht man von einem Aneurysma. Ein sogenanntes Bauchaortenaneurysma ist potenziell lebensgefährlich, weil die Bauchschlagader durch die Überdehnung platzen kann und der Mensch nach Innen verblutet. Die Überlebenswahrscheinlichkeit in diesem Fall liegt bei nur etwa 10 Prozent.

Symptome
Ein Aneurysma macht in der regel keine Beschwerden und wird oft zufällig bei anderen Untersuchungen entdeckt. Treten Symptome wie Rücken- oder starke Bauchschmerzen auf, droht die Bauchschlagader bereits zu reißen. Daher ist es sinnvoll, dass Menschen mit gewissen Risikofaktoren ab dem 65. Lebensjahr vorsorglich eine Untersuchung durchführen lassen, ob sie an einem Bauchaortenaneurysma erkrankt sind.

Ursachen
Ein Bauchaortenaneurysma entsteht oft durch eine Wandschwäche des Gefäßes. Risikofaktoren sind Rauchen, Bluthochdruck, Übergewicht und Verschlusserkrankungen. Die Erkrankung tritt häufiger bei Männern auf, typischerweise ab dem 65. Lebensjahr.

Diagnostik und Therapie
Die Diagnose lässt sich mit einem einfachen Ultraschall sehr gut stellen. Es ist daher ratsam, dass Frauen und Männer ab dem 65. Lebensjahr die Untersuchung vorbeugend bei einem Haus- oder Gefäßarzt wahrnehmen. Ab einer Größe von 5–5,5 Zentimetern sollte ein Bauchaortenaneurysma behandelt werden. Das Risiko, dass die Gefäßwand platzt, ist dann größer als das Behandlungsrisiko. Die Entscheidung für die Art des Eingriffs treffen wir individuell mit jedem Patienten.

Wir bieten sämtliche möglichen Verfahren an, dazu gehören:

  • Offene Bauchoperation: Über einen Bauchschnitt können wir die Hauptschlagader erreichen und sie abklemmen. Das erkrankte Gefäß ersetzen wir durch eine Gefäßprothese. Die offene Bauchaorten-Operation ist ein komplexer Eingriff und wird in Deutschland nicht mehr oft vorgenommen. Wir haben dafür hier in Hamm eine hohe Expertise und führen die Operation bei vielen Patienten durch. Den Behandlungserfolg sichern wir durch unser gut eingespieltes Team. Nach der Operation ist der Patient in der Regel für die nächsten Jahrzehnte beschwerdefrei: Diese sogenannte offene Aortenchirurgie hat sehr gute Langzeitergebnisse.
  • Minimal-invasive Methode (auch endovaskuläre Methode genannt, endovaskulär = innerhalb eines Gefäßes): Wir führen den Eingriff über Schlüssellochtechnik durch, sodass kein großer Bauchschnitt nötig ist. Es gibt zwei unterschiedliche Systeme dazu. Zum einen bringen wir Stentprothesen (das sind mit spezeillem Material umhüllte Gefäßstützen)  über die Leistenschlagader in die Hauptschlagader ein. Dadurch wird die Bauchaorta von Innen geschient. Im Anschluss fließt das Blut nur noch über die Stentprothese in die Beine. Dadurch lastet kein Druck mehr auf der Aussackung und das Aneurysma ist so effektiv behandelt. Alternativ können wir das Aneurysma mit einem anderen Prothesensystem von innen komplett ausschäumen und damit abdichten. Auch hier fließt das Blut dann über Gefäßprothesen in die Beine. Das Setzen einer Stentprothese ist jedoch nicht immer möglich. Dann bleibt nur die offene Operation.
Diabetisches Fußsyndrom

Diabetes, die Zuckerkrankheit, ist eine Volkskrankheit geworden. Jedes Jahr kommen mehr Diabetiker hinzu. Etwa 10–15 Prozent der Patienten erkranken im Laufe ihres Lebens zusätzlich an einem diabetischen Fußsyndrom. Es entsteht durch eine Nervenstörung (Neuropathie), die mit dem Diabetes einhergeht. Dadurch ist das Empfinden gestört und die Patienten merken nicht, wenn sie den Fuß überbelasten. Hinzu kommt eine Fehlsteuerung der Muskulatur im Fuß. Zusätzlich erkranken Patienten mit der Zuckerkrankheit häufiger an einer Durchblutungsstörung, was die Entstehung des diabetischen Fußsyndroms begünstigt.

Symptome
Aufgrund der Fehlsteuerung im Fuß geht die Balance zwischen Beuge- und Streckmuskulatur verloren. Die Folge sind sogenannte Krallenzehen. Durch diese Fehlentwicklung verändert sich auch die gesamte Statik des Fußes. Er wird nun in Bereichen belastet, die dafür nicht ausgelegt sind. Diese Überbelastung bemerkt der Patient oft nicht, aufgrund der bereits bestehenden Nervenstörung. Es bilden sich Schwielen, Blasen und auch offene Stellen, über die Erreger eintreten und dann schwere Infektionen auslösen können.

Ursachen
Der erhöhte Blutzuckerspiegel bei Diabetespatienten schädigt langfristig die Nerven in den Beinen und Füßen. Darüber hinaus werden die Blutgefäße geschwächt. Es sammeln sich Ablagerungen an und die Beine werden nicht mehr richtig durchblutet.

Therapie
Bei der Betreuung von Patienten mit diabetischem Fußsyndrom arbeiten wir eng mit der Klinik für Angiologie, der Radiologischen Abteilung, der Diabetologischen Klinik, sowie im ambulanten Bereich mit dem Medizinischen Zentrum für Gefäßkrankheiten Hamm und niedergelassenen Diabetologen zusammen. Die Erkrankung muss unbedingt behandelt werden, da eine Amputation drohen kann, wenn das Gewebe durch Infektionen oder Abszesse zu stark zerstört ist.

Zu den Maßnahmen gehören:

  • Durchtrennen von Sehnen, um die verbogenen Zehen wieder richten zu können
  • Reinigen von Wunden und Bekämpfung der Infektion durch Antibiotika.
  • Entfernen von bestimmten Knochenabschnitten, etwa des Fußköpfchens: Aufgrund einer Fehlstellung bohrt sich das Fußköpfchen in die Fußsohle. Durch den permanenten Druck entsteht ein Loch, das nicht mehr zuheilt. Um das Gewebe zu entlasten, muss das Fußköpfchen entfernt werden.
  • Bei jedem Diabetiker überprüfen wir außerdem, ob die Nervenstörung mit einer Durchblutungsstörung einhergeht. Bevor wir andere Maßnahmen ergreifen, müssen wir dann zunächst die Durchblutung wieder herstellen. Das Anlegen von Umleitungen durch Bypässe spielt hier eine große Rolle, da bei Diabetikern die Gefäße im Unterschenkel oft über lange Strecken verschlossen sind. Mit einer Bypass-Operation können wir dafür sorgen, dass das Blut wieder fließt und so das Bein erhalten.
Chronische Wunden

Im St. Marien-Hospital sind wir die ersten Ansprechpartner bei Wunden. Chronische Wunden können auf verschiedene Ursachen zurückgehen:

  • Durchblutungsstörungen bei der arteriellen Verschlusskrankheit
  • Diabetisches Fußsyndrom
  • Ulcus cruris, eine Wunde am Unterschenkel, bei Thrombose- oder Krampfaderleiden (venöse Verschlusskrankheit)
  • Schwere Schwellungen/Ödeme, bedingt durch Herzschwäche
  • Gefäßentzündliche Reaktionen in der Haut, verbunden mit Absterben von Hautanteilen


Therapie
Es gibt zwei Therapieprinzipien: Zum einen müssen wir die Ursache der chronischen Wunde ermitteln und dagegen vorgehen – beispielsweise die Durchblutung verbessern. Bei Entzündungen in den Gefäßen ist immer auch eine medikamentöse Begleitbehandlung nötig. Zum anderen ist es sehr wichtig, die Wunde professionell zu versorgen. Dazu gehören mehrere Schritte:

  • Zunächst reinigen wir die Wunde: Mit einem speziellen Messer tragen wir die Haut vorsichtig schichtweise ab, bis sämtliches abgestorbenes Gewebe entfernt ist. So kann das Gewebe wieder gut durchblutet werden.
  • Sollten Keime vorhanden sein, also eine Infektion, werden diese gezielt mit Antibiotika behandelt.
  • Im Anschluss kommt die Vakuumversiegelungsmethode zum Einsatz: Wir legen einen Schwamm aus Kunststoff in die Wunde. Den Schwamm dichten wir mit einer Folie ab und setzen ein Sogsystem auf die Wunde. Eine Pumpe saugt nun ständig an dem Schwamm, sodass sich die Wundflüssigkeit nicht stauen kann. Durch das Saugen wird die Wunde gereizt. Es bilden sich neue Gewebszellen und die Wunde beginnt zu heilen.
  • Später können wir die Wunde durch eine sogenannte Spalthauttransplantation verschließen: Dafür entnehmen wir dem Patienten ein Stück Haut, in der Regel von der Innenseite des Oberschenkels. Diese Haut wird in eine netzartige Struktur aufgeschnitten, dann auf die Wunde gelegt und mit selbstauflösenden Nähten fixiert. Dort heilt die Haut wieder an. Mithilfe unserer Behandlung kann eine mitunter schon monatelang offene Wunde über einen Zeitraum von zwei bis sechs Wochen komplett abheilen.
Venenleiden

Viele Menschen haben Krampfadern (Varizen). So bezeichnet man die welligen Venen, die sich meist an den Beinen zeigen. Die Erkrankung muss professionell behandelt werden, da sonst schwerwiegende Folgen möglich sind, zum Beispiel eine andauernde Beinschwellung. Durch die Schwellung ensteht ein Überdruck im Gewebe, die Haut und Unterhaut werden nicht mehr richtig ernährt und es kommt zum Absterben der Haut. Es enstehen Geschwüre bis hin zu einem offenen Bein.

Symptome
Krampfadern können über einen längeren Zeitraum entstehen. Sie zeigen sich unter der Haut durch deutlich hervortretende, geschlängelte Venen, oft bläulich verfärbt. Die Beine fühlen sich bisweilen schwer an und jucken. Zudem können sich Geschwüre (ulcus cruris bilden.

Ursachen
Die Venenklappen in den Venen steuern den Blutfluss vom Fuß zurück zum Herzen. Funktionieren die Venenklappen nicht mehr richtig – etwa durch eine Bindegewebsschwäche – entsteht ein Rückfluss. Insbesondere im Stehen fließt das Blut dann wieder nach unten. Durch den Rückfluss und ständigen Überdruck werden die Venen geweitet und beginnen sich zu schlängeln. So entstehen die Krampfadern. Ursache kann etwa eine Bindegewebsschwäche sein. Risikofaktoren sind zum Beispiel Berufe, in denen man viel stehen muss, Übergewicht oder zu enge Kleidung.

Therapie
Ist eine Krampfader entstanden, lässt sie sich nicht mehr reparieren. Da sie dem Patienten nichts mehr nützt, ist es ein Bestandteil der Behandlung, die Krampfader zu entfernen. Wir entnehmen aber ausschließlich die erkrankten Venenabschnitte. Hintergrund: Körpereigene Venen lassen sich gut bei einer möglichen Bypass-Operation verwenden. Weiterhin ist es nötig, dem Überdruck im Bein mit Gegendruck begegnen, sodass der Patient Kompressionsstrümpfe tragen muss.

Wenn sich schon eine Wunde gebildet hat, müssen wir auch diese professionell versorgen. Durch den ständigen Überdruck kann sich die Muskelhülle (Faszie) verdickt haben. Das kann zu einem chronischen Überdruckgewebe führen und nachfolgend dazu, dass ein Spalthauttransplantat nicht mehr anheilt. In dem Fall müssen wir das Bein aufschneiden und die gesamte verdickte Muskelhülle entfernen. Das ist ein großer Eingriff, mit dem wir schon viele Patienten vor der Amputation ihres Beins bewahren konnten.

Thrombose
Ein weiteres Venenleiden ist die Thrombose, bei der Venen verstopft sind. Die Thrombose kann Folge einer angeborenen Blutgerinnungsstörung oder eines Tumors sein. Manchmal lässt sich die Ursache aber auch nicht genauer bestimmen. Symptome sind ein Stau in den Beinen, Überdruck, Verfärbungen oder Schmerzen. Zudem besteht das Risiko, dass Gerinnsel sich lösen und eine Lungenembolie verursachen.

Eine Thrombose in den Beinvenen wird hauptsächlich mit blutauflösenden Medikamenten behandelt. In seltenen Fällen entfernen wir das Gerinnsel operativ und können bei Abflussstörungen einen Stent einsetzen. Eine weitere Behandlungsmöglichkeit ist ein System, mit dessen Hilfe unsere Angiologen das Gerinnsel absaugen können.

Dialysezugänge / Shunt-Chirurgie

Bei bestimmten Nierenerkrankungen verrichten die Nieren ihre Arbeit nur noch ungenügend, sodass das Blut nicht mehr ausreichend gereinigt wird. Betroffene Patienten müssen dann regelmäßig zur Blutwäsche gehen. Bei einer Dialyse wird das Blut außerhalb des Körpers in einer Maschine durch Filter gepresst, die die Giftstoffe lösen. Das Blut muss also aus dem Körper heraus- und später wieder hineingeleitet werden.

Shunt
Um einen dauerhaften, zuverlässigen Venenzugang für die Dialyse zu gewährleisten, schaffen wir eine künstliche Gefäßverbindung, einen Shunt (auch arteriovenöse Fistel): Dafür verbinden wir eine Vene – in der Regel aus dem Unterarm – mit einer Schlagader. In der Schlagader herrscht ein höherer Druck als in der Vene, weshalb das Blut von dort in die Vene fließt. Durch den erhöhten Blutdruck und -fluss wird die Unterarmvene im Laufe der Zeit breiter; auch die Venenwand wird stärker.

Bei der Dialyse kann diese dicke Vene nun genutzt werden, um das Blut zu entnehmen und anschließend gereinigt zurückzuführen. Es ist jedoch nicht immer möglich, ein solches Gefäß zu kreieren. Dann versuchen wir, eine alternative Methode zu verwenden oder das Gefäß an einer anderen Körperstelle zu bilden. Gegebenenfalls ist es nötig, Schlagader und Vene über eine Gefäßprothese zu verbinden.

Die Shunt-Chirurgie unterscheidet sich von der eigentlichen Gefäßchirurgie, da wir keine erkrankten Gefäße reparieren. Es geht darum, ein gut fließendes Blutgefäß zu schaffen, das für die Dialyse punktiert werden kann. Wir haben eine hohe Expertise in diesem Bereich und arbeiten mit bis zu fünf Dialysezentren zusammen.

Gefäßkatheter
Für eine kurzfristige Dialysetherapie kommt auch ein Gefäßkatheter in Betracht. Der Katheter wird unter der Haut in die Venen eingelegt und dann an das Dialysegerät angeschlossen. Da ein solcher Gefäßkatheter jedoch eine höhere Infektionsrate im Vergleich zu einem Shunt hat, sollte er nur zeitlich begrenzt eingesetzt werden.

Stent-Prothesen

Eine Stent-Prothese – das ist eine ummantelte Gefäßstütze – können wir über einen Katheter in verschiedenen Gefäßregionen einsetzen:

  • Die Stent-Prothese kann sowohl verschlossene Gefäße öffnen als auch wiedereröffnete Gefäße sichern, indem sie dafür sorgt, dass sich das Gefäß nicht wieder zusammenzieht.
  • Eine Aussackung in der Gefäßwand (Aneurysma) kann durch eine Stent-Prothese geschient und ausgekleidet werden.
  • Bei Gefäßverletzungen, ausgelöst beispielsweise durch einen Unfall oder Sturz, kann eine Stent-Prothese das betroffene Gefäß von innen abdichten.


Ein Stent wird per Schlüssellochtechnik eingesetzt (minimal-invasiv), dafür ist nur ein kleiner Hautschnitt notwendig oder sogar nur eine Gefäßpunktion. Es ist jedoch nicht immer möglich oder sinnvoll, einen Stent zu implantieren. In solchen Fällen operieren wir offen..

Es gibt viele verschiedene Stent-Prothesen. Wir greifen auf ein großes Sortiment zurück, um bei jedem Patienten den richtigen Stent einsetzen zu können. Darüber hinaus verfügen wir über ein Notfall-Lager: Hier halten wir Prothesen für Patienten mit einer geplatzten Hauptschlagader (Aorta) vor, damit wir sie sofort mithilfe dieser minimal-invasiven Methode versorgen können. Das Notfall-Lager wird regelmäßig kontrolliert.

Bypass-Operationen

In der Gefäßmedizin machen minimal-invasive Techniken wie die Ballonaufdehnung mit Katheter und das Einsetzen von Stents mittlerweile einen großen Anteil aus. Viele Kliniken haben sich darauf spezialisiert und bieten die offene Bypass-Operation, bei der eine Gefäßumleitung geschaffen wird, nicht mehr an. Ein minimal-invasiver Eingriff ist zweifellos schonender. Es kann jedoch passieren, dass die Behandlung mehrfach durchgeführt werden muss, da sich die Gefäße auch wieder verschließen können. Es kommt auch immer wieder vor, dass sich die Gefäßverschlüsse nicht mehr mit dem Stent oder Ballonkatheter eröffnen lassen

Die Bypass-Operation, die wir in großer Zahl vornehmen, bleibt sehr wichtig: Wenn ein Gefäß über eine lange Strecke verschlossen ist, gelingt es oft nicht, den Verschluss mit einem Katheter aufzudrücken. Der verschlossene Bereich muss mit einem Bypass umgangen werden: Die Bypass-Operation ist daher die sichere Alternative, wenn die minimal-invasiven Verfahren ausgeschöpft sind.

Ablauf der Bypass-OP
Für die Umleitung verwenden wir eine körpereigene Vene am Bein als Gefäßersatz. Um die Vene nicht entnehmen und dafür das gesamte Bein aufschneiden zu müssen, arbeiten wir mit einer bestimmten Operationstechnik: Die Vene bleibt an ihrer Position und wir verknüpfen sie lediglich an der oberen und unteren Verbindungsstelle mit der Schlagader (Arterie). Dafür sind nur zwei Schnitte nötig. Die Besonderheit hier: Venen haben Venenklappen, die den Blutfluss vom Fuß zurück zum Herzen steuern. Darum müssen wir zusätzlich die Venenklappen zerschneiden, um sie zu öffnen und den Blutstrom in die richtige Richtung zu gewährleisten. Hierfür gibt es spezielles Instrument. Anschließend kann das Blut über die Vene das Bein hinunterfließen und der verengte Gefäßbereich wird umgangen. Das ist die sogenannte In-situ-Technik des Bypasses, die wir oft erfolgreich anwenden, um ein Bein zu erhalten.

Wir führen diese Operation auch an den Armen durch, denn in der Armschlagader sind ebenfalls Durchblutungsstörungen möglich. So können wir die Funktion des Arms bei Patienten wiederherstellen, die ihn zuvor nicht mehr richtig benutzen konnten.

Im Bereich der Bypass-OP haben wir eine hohe Expertise und nehmen diesen Eingriff regelmäßig vor – oft mit der In-situ-Technik, aber auch mit anderen Techniken. Wenn keine Vene im Körper vorhanden ist, die wir verwenden können, greifen wir auf eine Kunststoffprothese zurück.

Amputation und Prothesen-Versorgung

Wenn wir einem Patienten aufgrund seiner Erkrankung ein Bein abnehmen (amputieren) müssen, ist das natürlich ein gravierender Schritt. Wir versuchen darin auch eine Chance zu sehen: Der Patient verliert zwar einen Teil seines Körpers, aber wir geben ihm die Möglichkeit, mit einem neuen Bein zu laufen. Eine Amputation ist für uns ein wichtiger Eingriff, den wir daher mit höchster Sorgfalt durchführen.

Nach der Amputation
Gerade in den ersten Tagen nach dem Eingriff fangen wir den Betroffenen in seiner Situation auf und zeigen ihm etappenweise eine neue Perspektive auf: Zunächst lernt er, sich im Rollstuhl fortzubewegen und danach mit dem Rollator oder Unterarmstützen zu gehen. Wenn die Beinprothese angepasst ist, üben wir mit ihm, mit der Prothese umzugehen und wieder auf zwei Beinen zu stehen. Auf die gute Zusammenarbeit von Ärzten, Pflegepersonal, Physiotherapeuten, Prothesenherstellern und auch Seelsorgern legen wir dabei großen Wert.

In einigen Fällen ist es nicht möglich, den Patienten nach der Amputation mit einer Prothese zu versorgen. Dann setzen wir alles daran, ihn an den Rollstuhl zu gewöhnen, damit er dennoch mobil bleiben kann. Dazu gehört beispielsweise, mit ihm zu trainieren, wie er sich selbst vom Bett in den Rollstuhl setzen kann.

Chefarzt

Dr. med. Sebastian Roth

Dr. med. Sebastian Roth
Nassauerstraße 13-19
59065 Hamm

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