Neue Räume Stroke Unit

Stroke Unit im St. Marien-Hospital in neuen Räumen

Leben retten, Schäden vermeiden 

Prof. Dr. Marcus Müller ist in seinem Element: Die neuen Räume der Schlaganfall-Station Stroke Unit
in der Klinik Knappenstraße im St. Marien-Hospital sind in Betrieb. Nach sieben Monaten Bauzeit wurde
das Projekt zeitgerecht abgeschlossen. Statt sechs sind es nun acht Betten, auf denen Menschen mit
Schlaganfällen und vaskulären neurologischen Erkrankungen behandelt werden können. 700.000 Euro
wurden investiert.

„Als einzige neurologische Akutklinik in Hamm sind wir bestens vorbereitet, Schlaganfallpatienten zu
jeder Zeit zu behandeln“, sagt der Chefarzt der Klinik für Neurologie. Die neuen großzügigen Räume
und die verbesserte Ausstattung  erleichtern die Diagnose und Therapie. „Besonders die
Zusammenarbeit mit der Radiologie unseres Hauses lässt schnelle Eingriffe zu, die Leben retten!“

Die Erkrankung ist tückisch: Ein pelziges Gefühl im Arm, das Lächeln fällt schwer, lieber hinsetzen,
denn Übelkeit kommt auf – „Keine Sorge, das wird gleich wieder“, sagen Menschen manchmal noch
zu den erschrockenen Anwesenden. Doch die sollten schnell reagieren, denn auch ein leichter
Schlaganfall muss rasch abgeklärt und behandelt werden, weil er sich als Vorbote eines schweren
Schlaganfalls entpuppen kann. „Wir sind hier in der glücklichen Lage, alle Fachabteilungen in
unmittelbarer Nähe zu haben, die in Zusammenarbeit den Schlaganfall erkennen, lokalisieren und
behandeln können“, sagt Chefarzt Prof. Müller. Da oft Herzkrankheiten oder eine verengte
Halsschlagader den Schlaganfall auslösen, sind bei Bedarf auch die kardiologischen und
gefäßchirurgischen Spezialisten in die Behandlung eingebunden.
Das Ziel: Die Folgen des Blutgerinnsels so gering wie möglich zu halten.

Daher gilt es, bei einem Schlaganfall schnellstmöglich zu reagieren: „Stellt sich später heraus,
dass die Beschwerden nicht auf einen Schlaganfall zurückzuführen sind, ist das ein Glücksfall
für den Patienten“, stellt Prof. Müller klar. „Da wird sicher niemandem, der zu uns kommt,
ein Vorwurf gemacht“.

Bei einem Schlaganfall verstopft meist ein Blutgerinnsel wie ein Pfropf die Blutgefäße im Gehirn.
Die dahinterliegenden Hirnareale werden nicht ausreichend mit Sauerstoff versorgt und dadurch
geschädigt. Je nach Lage des Gerinnsels im Gehirn fallen bestimmte Funktionen des Gehirn
einfach plötzlich aus – wenn die Versorgung nicht schnell wieder hergestellt wird, für immer.
„Der typische Schlaganfall-Patient ist sicher über 60 Jahre alt und hat Risikofaktoren wie Bluthochdruck,
Diabetes, Rauchen oder Übergewicht“, sagt Prof. Müller, „aber es kann selten auch deutlich jüngere
Menschen ohne Risikofaktoren treffen.“

Die Behandlungsmöglichkeiten sind in den letzten Jahren immer vielfältiger geworden.
„Wir können mit Medikamenten herangehen, die das Gerinnsel auflösen und so die Blutbahn
wieder freigeben. Das ist die so genannte Lyse und funktioniert gut bei kleineren Gerinnseln“, zählt er auf.
Nachteil dieses Verfahrens: „Bei Menschen, die bereits Blutverdünner einnehmen, können wir die Lyse
unter Umständen nicht einsetzen.“ Als weitere Behandlungsmöglichkeit gibt es die Thrombektomie:
„Hier gehen die Radiologen mit einem Katheter unter Durchleuchtung bis zum Ort der Verstopfung
und ziehen den Pfropf mechanisch, wie mit einem Korkenzieher, heraus.“ Das verlangt hohe Fertigkeit
und Expertise, wird aber über 60 Mal im Jahr hier durch unsere Radiologen Dr. Zimmer und Dr. Lutz praktiziert.

„Wir haben insbesondere mit der Thrombektomie eine Therapie, die eine hundertprozentige
Rückbildung des Verschlusses ermöglichen kann – und das streben wir auch an!“

Um dem Patienten nach einem Schlaganfall ein Leben „wie vorher“ zu ermöglichen, wird interdisziplinär
gearbeitet: „Die Therapiemöglichkeiten auf der neuen Stroke Unit erlauben es, Physiotherapie, Ergotherapie
und Logopädie sehr früh und unter optimalen Bedingungen in die Behandlung einzubinden. „Je schneller
wir sind, desto bessere Heilungschancen haben wir“. Wichtig ist auch die reibungslose Zusammenarbeit
der verschiedenen Professionen: „Die Arbeitsbedingungen sind hier optimal, denn wir haben die
räumliche Nähe der Disziplinen und viel Platz, um sie anzuwenden.“

Sehr wichtig ist bei aller Hightech-Medizin natürlich auch die persönliche Zuwendung zu den Patienten
und den Angehörigen: Für beide stellt die Situation eines Schlaganfalls eine enorme Belastung dar, bei
deren Bewältigung wir helfen sollen und wollen. Das endet nicht mit dem Aufenthalt auf unserer Stroke
Unit, sondern bezieht das Leben danach mit ein, um auch nach einem Schlaganfall eine Leben mit
bestmöglicher Lebensqualität und möglichst ohne oder nur geringer Einschränkung zu erreichen“,
so Prof. Müller.

High-Tech und Zuwendung auf der neuen Stroke Unit: Prof. Müller und eine Patientin

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