Leben retten rund um die Uhr

Eine Fotomontage zeigt die fehlende Durchblutung des Kopfes vor der Thrombektomie,den entfernten Blutpfropf,den Stent,dersogroßist wie eine Büroklammer und die wieder hergestellte Durchblutung.

Leben retten rund um die Uhr
Schnell bei Schlaganfall und Herzinfarkt


Frau H. ist beinahe noch blasser als ihr Mann: Den hat sie gerade vom Frühstückstisch weg mit dem Rettungswagen ins St. Marien-Hospital begleitet. Nun wird er von Prof. Dr. Dirk Böcker untersucht, denn der 56-Jährige hat wahrscheinlich einen Herzinfarkt erlitten. Der Chefarzt entscheidet, dass Herr H. umgehend ins Herzkatheterlabor gebracht wird. Das liegt unmittelbar neben der Notaufnahme und ist sofort einsatzbereit.

Über 5.000 Fälle wie dieser kommen im Jahr in die Notaufnahme des St. Marien-Hospitals. Während Verletzungen zum Beispiel des Rückens oder der Hände  von den Rettungswagen in die Unfallklinik an der Nassauerstraße gebracht werden, kommen Patienten mit Brustschmerzen oder Verdacht auf Schlaganfall zur Knappenstraße. Hier stehen rund um die Uhr Ärzte und Pflegepersonal bereit, die akute internistische Krankheitsbilder diagnostizieren und intensivmedizinisch betreuen.

Training schafft Routine
„Bei einem Herzinfarkt oder Schlaganfall kommt es auf schnelles Handeln an, wenn man das Leben retten und bleibende Schäden möglichst vermeiden will“, sagt Prof. Dr. Klaus Pethig, der zusammen mit Prof. Böcker die Klinik für Kardiologie, Intensivmedizin und Allgemeine  Innere Medizin leitet. Darum ist das ganze Team darauf trainiert, jeden Notfall mit der nötigen Routine aufzunehmen und schnell und sicher zu versorgen. 

Medizin für Menschen
Frau H. wartet vor der Tür, während sich ihr Mann im Herzkatheterlabor einer so genannte „Perkutane Transluminale Coronar Angioplasty“ (kurz PTCA) unterzieht. Das ist keine klassische Operation am Herzen, sondern ein Eingriff über die Arterie, bei dem die Ärzte sehr kleine Werkzeuge endoskopisch bis ins Herz vorschieben und den Blutfluss wiederherstellen. Das eingeengte oder verschlossene Blutgefäß wird mit einem Ballon aufgedehnt und in der Regel mit einem Stent stabilisiert. Ein Stent ist ein Metallgitterröhrchen, das auf dem gleichen Weg in das verengte Gefäß platziert wird und es daran hindert, wieder in sich zusammen zu fallen.  „Mach dir keine Sorgen“ sagt Herr H. zu seiner Frau, als er aus dem Herzkatheterlabor heraus an ihr vorbei gefahren wird. Außer einem Verband an der Leiste sieht man äußerlich nichts vom lebensbedrohlichen Notfall, mit dem er kurz zuvor in die Notaufnahme gekommen ist.

Umgang mit dem Notfall
Da bei Herrn H. nur eine einzige Verengung vorlag, kann auch Prof. Dr. Böcker Frau H beruhigen. Ihr Mann wird noch ein paar Tage in der Klinik bleiben, um seinen Erholungsprozess zu beobachten, eine langfristig vorbeugende medikamentöse Therapie einzuleiten und bei einem weiteren Notfall sofort eingreifen zu können. Auch die Pflegeleitung der Notaufnahme Danica Peters spricht noch einmal mit  Frau H., bevor diese wieder einigermaßen gefasst  mit dem Taxi nach Hause fährt, um ein paar Sachen für ihren Mann zu holen.

Verschiedenste Anforderungen
Mittlerweile ist der Betrieb in der Notaufnahme weiter gegangen. Eine alte Dame ist verwirrt und desorientiert von ihrer besorgten Nachbarin in die Notaufnahme gebracht worden. „Sie hat vielleicht auch nur zu wenig getrunken“, hofft sie und gibt die Dame in die Hände von Priv.-Doz. Dr. Klaus Rieke, Chefarzt der Klinik für Neurologie, der nun nach eventuellen neurologischen Problemen fahnden wird. Sollte tatsächlich ein Schlaganfall die Ursache sein, wird die Dame auf der zertifizierten Stroke Unit der Klinik sofort beste Versorgung finden.

Hohes Niveau
Die Notaufnahme ist jederzeit besetzt und einsatzbereit. „Von den Ärzten und den Pflegenden wird hohe Stressresistenz erwartet, sehr viel Erfahrung und allerhöchste Aufmerksamkeit“, sagt Prof. Pethig. Die in diesem Jahr neu eröffnete  Station ist im Umkreis die größte Anlaufstelle für kardiologische Notfälle in Hamm. „Die unmittelbare Nähe der Herzkatheter und der Intensivstation sind heute eine absolute Voraussetzung für ein schnelles und kompetentes Handeln, wir können somit unseren Patienten eine Akuttherapie auf höchstem Niveau anbieten. Dies ist nicht nur lebensrettend, es beugt auch der möglichen Entwicklung einer zukünftigen Herzschwäche durch einen zu spät behandelten Herzinfarkt vor."

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