Erfolgreicher Suchttag

 

Suchttag des St. Marien-Hospitals Hamm mit großer Resonanz: Ausgrenzung erkennen und vermeiden

Zum zehnten Mal lud die Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik des St. Marien-Hospitals Hamm zum Suchttag ein und begrüßte über 70 Interessierte. Das Erfolgsrezept des Suchttages ist es, beruflich Involvierte, Angehörige und Betroffene gleichermaßen als Fachleute zu Wort kommen zu lassen. Der 10. Suchttag thematisierte die Fragestellung „Suchtkrank - ausgegrenzt und abgehängt?“. Die Gäste aus Hamm und Umgebung hörten Vorträge und diskutierten über die (Ent-) Stigmatisierung Suchtkranker. „Suchterkrankungen werden gerne als Charakterschwäche abgetan“, sagt Oberarzt Dr. med. Stefan Romberg. Eine traurige Führungsrolle übernimmt der Alkohol: „Alkoholmissbrauch und die Folgen sind bei Männern der Hauptgrund für eine stationäre Einweisung.“ Alkohol sei überall zu leicht verfügbar und zu günstig zu haben. Denn kommt es zu einer Abhängigkeit, geraten die Erkrankten in einen Teufelskreis. Wie Ingo Noker, der sich als Betroffener outete und im Publikum mehrere Menschen dazu anregte, eigene Erfahrungen einzubringen. Ingo Noker schilderte, wie er sich vor acht Jahren eingestanden hat, alkoholkrank zu sein. Seine Geschichte gleicht anderen: Scheidung, Führerschein und Arbeit als Kurierfahrer verloren, wohnungslos. Dazu Therapien und Rückfälle. „Am besten war es, als ich wieder Arbeit als Hausmeister hatte, da habe ich nichts getrunken und fühlte mich gut“, sagte er. Als die Maßnahme des Jobcenters auslief, geriet er wieder in die Mühlen des Systems: „Ich habe Arbeit gesucht, aber wenn dann in einem Personalfragebogen nach längerfristigen Erkrankungen gefragt wird, bin ich -egal, was ich antworte -  sofort raus.“  Dr. Stefan Romberg meint: „Gesellschaftliche Ausgrenzung führt bei den Betroffenen zum Rückzug und oft in die Depression. So wie wir gesellschaftlich mit Suchterkrankungen umgehen, führen wir Menschen bis zum Tod.“ Zu Wort kamen auch Heike Gebhard, Mitglied des Landtags NRW, Vorsitzende des Ausschusses für Arbeit, Gesundheit und Soziales, und Wolfgang Scheiblich, Lehrbeauftragter an der Kath. Hochschule Köln und an der Europäischen Gesundheitsakademie in Hückeswagen.

 

Im Bild: Oberarzt Dr. Stefan Romberg und Ingo Noker, der als Betroffener zu Wort kam.

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