Juli 2022

Vorreiter für Aufbereitung von Medizinprodukten

Das St. Marien-Hospital testet als erste Klinik in Deutschland eine neue Messtechnik bei der Sterilisation von medizinischen Instrumenten. 

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St. Marien-Hospital Hamm testet als erste Klinik  in Deutschland neue Kontrolltechnik

Das St. Marien-Hospital betreibt seit Jahren eine eigene Aufbereitungseinheit für Medizinprodukte (AEMP) mit 15 Mitarbeitenden, die nach zertifizierten Prozessen alle wiederverwertbaren Medizinprodukte des St. Marien-Hospitals sowie weiterer Krankenhäuser und Arztpraxen reinigen und sterilisieren. „Wir haben viel Erfahrung mit der Aufbereitung und bilden im neuen Berufsbild der Fachkraft für Medizinprodukteaufbereitung aus“, sagt Cornelia Plutz. Sie leitet die AEMP seit so vielen Jahren, dass sie die Entwicklung der Abteilung  vom „Steri“ über die „Zentrale Sterilgut-Versorgung“ bis zur „AEMP“ komplett mitbegleitet hat. „Die Anforderungen an die Geräte und das Personal sind immer wieder gestiegen, wenn wir genauer messen konnten“, sagt sie. Und nun ist das Str. Marien-Hospital einen weiteren Schritt gegangen und testet den deutschlandweit ersten NKG-Sensor.

Der NKG-Sensor misst den Anteil Nicht-Kondensierender Gase im Dampf des Sterilisationsgerätes. In jedem der drei Sterilisatoren ist nun ein solcher Sensor im Einsatz. „Wir sind seit Jahren Referenzhaus für die Firma Miele und erhalten die Sensoren als Erste“, freut sich Frau Plutz.

Mitentwickler Dr. ir. Joost van Doornmalen und Techniker Thorsten Heubach bauen den NKG-Sensor in die Geräte des St. Marien-Hospitals ein. „Vereinfacht gesagt quantifiziert das Gerät die Menge störender Gase im Dampf, indem es die Temperatur des Gases an zwei verschiedenen Prozesschritten misst und die Differenz vergleicht. Sie sollte so klein wie möglich sein, am besten Null“, erläutert Dr. van Doornmalen das Prinzip. Der Sterilisationsdampf hat eine Temperatur zwischen 134 und 137 Grad Celsius. Steckt in den Leitungen Luft, mindert das die Dampfqualität, denn Luft isoliert und behindert die Aufheizung des Dampfes. „Wir messen mit dem Gerät in Echtzeit bei jedem Sterilisationsvorgang, ob wir über die gesamte Sterilisationszeit die optimale Dampfqualität haben“, erläutert Thorsten Heubach. Dies wird durch das Messprotokoll nachvollziehbar. Werden die Soll-Werte nicht erreicht, wird die ganze Charge komplett von neuem sterilisiert.

„Bislang besagt die Norm, dass das Ergebnis der Sterilisation routinemäßig durch Stichpunktanalysen kontrolliert wird. Weil durch den Sensor nun jedes Mal messbar und nachvollziehbar wird, welche Dampfqualität wir hatten, haben wir eine viel höhere Sicherheit“, sagt Frau Plutz. Saubere Instrumente sind eine Grundvoraussetzung für die Durchführung medizinischer Eingriffe. Schon minimal verschmutzte Medizingeräte stören die Wundheilung, was sogar zu tödlichen Infektionen führen kann.

„Wir wollen die Qualität unserer Arbeit weiterhin ständig verbessern und freuen uns daher über diese neue Möglichkeit, auch kleinste Abweichungen sofort zu entdecken und zu beheben“, sagt sie. Die Erfahrungen der AEMP im St. Marien-Hospital sind für den Hersteller wichtig, um das Produkt nach Belgien, den Niederlanden, Irland und Finnland nun auch in Deutschland einzuführen. „Vielleicht wird die genauere Messung in ein paar Jahren zur Norm - wir nehmen es schon jetzt ganz genau!“

 

im Bild: (v.l.n.r.) Cornelia Plutz, Dr . ir. Joost van Doornmalen und Thorsten Heubach zeigen den NKG-Sensor.