Mai 2019

Erfolgreicher Suchttag

Mehr als 70 Gäste tauschten ihr Wissen zum Thema Sucht aus - die Fragestellung war: die Fragestellung „Suchtkrank - ausgegrenzt und abgehängt?“

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Suchttag des St. Marien-Hospitals Hamm mit großer Resonanz: Ausgrenzung erkennen und vermeiden

Zum zehnten Mal lud die Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik des St. Marien-Hospitals Hamm zum Suchttag ein und begrüßte über 70 Interessierte. Das Erfolgsrezept des Suchttages ist es, beruflich Involvierte, Angehörige und Betroffene gleichermaßen als Fachleute zu Wort kommen zu lassen. Der 10. Suchttag thematisierte die Fragestellung „Suchtkrank - ausgegrenzt und abgehängt?“. Die Gäste aus Hamm und Umgebung hörten Vorträge und diskutierten über die (Ent-) Stigmatisierung Suchtkranker. „Suchterkrankungen werden gerne als Charakterschwäche abgetan“, sagt Oberarzt Dr. med. Stefan Romberg. Eine traurige Führungsrolle übernimmt der Alkohol: „Alkoholmissbrauch und die Folgen sind bei Männern der Hauptgrund für eine stationäre Einweisung.“ Alkohol sei überall zu leicht verfügbar und zu günstig zu haben. Denn kommt es zu einer Abhängigkeit, geraten die Erkrankten in einen Teufelskreis. Wie Ingo Noker, der sich als Betroffener outete und im Publikum mehrere Menschen dazu anregte, eigene Erfahrungen einzubringen. Ingo Noker schilderte, wie er sich vor acht Jahren eingestanden hat, alkoholkrank zu sein. Seine Geschichte gleicht anderen: Scheidung, Führerschein und Arbeit als Kurierfahrer verloren, wohnungslos. Dazu Therapien und Rückfälle. „Am besten war es, als ich wieder Arbeit als Hausmeister hatte, da habe ich nichts getrunken und fühlte mich gut“, sagte er. Als die Maßnahme des Jobcenters auslief, geriet er wieder in die Mühlen des Systems: „Ich habe Arbeit gesucht, aber wenn dann in einem Personalfragebogen nach längerfristigen Erkrankungen gefragt wird, bin ich -egal, was ich antworte -  sofort raus.“  Dr. Stefan Romberg meint: „Gesellschaftliche Ausgrenzung führt bei den Betroffenen zum Rückzug und oft in die Depression. So wie wir gesellschaftlich mit Suchterkrankungen umgehen, führen wir Menschen bis zum Tod.“ Zu Wort kamen auch Heike Gebhard, Mitglied des Landtags NRW, Vorsitzende des Ausschusses für Arbeit, Gesundheit und Soziales, und Wolfgang Scheiblich, Lehrbeauftragter an der Kath. Hochschule Köln und an der Europäischen Gesundheitsakademie in Hückeswagen.

 

Im Bild: Oberarzt Dr. Stefan Romberg und Ingo Noker, der als Betroffener zu Wort kam.

Spende für Verein Kaktusblüte e.V.

Seit über zwei Jahren spenden Mitarbeiter die Nachkomma-Cents ihrer Gehälter für einen guten Zweck - 3.500 Euro sind jetzt an den Verein Kaktusblüte e.V. gegangen.

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Restcent-Aktion des St. Marien-Hospitals Hamm

3.500 Euro für die „Kaktusblüte“

 

Seit über zwei Jahren spenden Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des St. Marien-Hospitals Hamm die Nachkomma-Cents ihrer monatlichen Gehälter für einen guten Zweck: „Wir haben zusammen mit der Mitarbeiter-Vertretung beschlossen, dass wir die Rest-Cents an den Hammer Verein Kaktusblüte e. V. geben, der sich gegen sexuellen Missbrauch einsetzt“, sagt Thomas Tiemann, Geschäftsführer des St. Marien-Hospitals. Die freiwilligen Spenden werden vom St. Marien-Hospital verdoppelt, so dass jetzt aus den ersten gut anderthalb Sammeljahren insgesamt 3.500 Euro weitergegeben werden konnten.

Anne Mussenbrock und Doris Dürr vom Verein „Kaktusblüte Hamm e.V.“ nahmen das Geld in einem symbolischen Sparschwein entgegen:  „Wir sind bis auf eine halbe von der Stadt getragene Stelle komplett spendenfinanziert“, sagt Doris Dürr, die für die Buchhaltung des 1993 gegründeten Vereins zuständig ist. Prävention, Aufklärung, Beratung im Einzelfall und Schulungen gehören zum Tätigkeitsfeld: „Wenn sich ein Kind durchringt, bei sexuellen Übergriffen Hilfe anzufordern, muss es statistisch an sechs Stellen seine Geschichte offenbaren, bevor ihm an der siebten Stelle geglaubt wird“, sagt Anne Mussenbrock. So erkläre sich die hohe Dunkelziffer nicht aufgedeckter Fälle: „Jeder 8. bis 11. Junge und jedes  4. bis 10. Mädchen hat schon einmal sexuellen Missbrauch erfahren, 14.000 bis 16.000 Fälle kommen jedes Jahr in Deutschland zur Anzeige, aber die Dunkelziffer beläuft sich auf 300.000 bis 500.000 Fälle in jedem Jahr – quer durch alle sozialen Schichten“, so Anne Mussenbrock.

Was tun bei Verdacht – schon an dieser Stelle herrscht große Unsicherheit auch in Schulen und Kitas. „Wir sensibilisieren und bieten Unterstützung“, sagt Doris Dürr. Die oft verzweifelten Hilfesuchenden sind zwischen 18 und 79 Jahre alt. Aktuelle Fälle und nicht aufgearbeitete Biografie kommen gleichermaßen vor. „Man muss eine professionelle Distanz halten, um helfen zu können“, sagt Anne Mussenbrock.

Kerstin Arendt-Brunner von der Mitarbeitervertretung des St. Marien-Hospitals freut sich über die Höhe der Spende: „Vielleicht können wir noch mehr Kolleginnen und Kollegen zum Spenden bewegen“, hofft sie. Die Cents der Nachkommastellen summieren sich für Teilnehmer auf maximal 11,88 Euro im Jahr. Mitmachen ist über ein kleines Formular leicht möglich, bleibt aber komplett freiwillig. Das Geld wird unter anderem für die Finanzierung professioneller Fachkräfte eingesetzt, die Betroffenen helfen können.