September 2018

Schmerzschrittmacher beendet chronifizierten Schmerz

Dr. medic (RO) Georgios Kyriakopoulos beendet chronifizierte Schmerzen durch Neuromodulation (SCS).

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Nach Jahrzehnten schmerzfrei durch Neuromodulation

„Ich kann das gar nicht erklären…“ sagt Elke Feuerstein (im Bild 2.v.l.) immer wieder. Seit 1975 hat sie Schmerzen in Rücken und im Bein gehabt. Erstmals 2004 und danach vielfach war sie deswegen in Krankenhäusern, aber weder die Operationen noch ausgeklügelte Schmerztherapien konnten ihr helfen. In den letzten Jahren meldete ihr Körper nur noch pochenden, brennenden, ziehenden Schmerz, die Beine, die Füße, der Rücken. Tag und Nacht. Unaushaltbar.  Auch Christel Bönig (2.v.r.) litt seit 1980 an stärksten Schmerzen, zog sich zurück, reagierte auf Mitleid und Nachfrage von Freunden zunehmend aggressiv: „Man hat zu nichts mehr Lust. Das machen auch die Medikamente, zum Teil Opiate. Man hat dann weniger Schmerzen, aber man steht neben sich, wie dusselig. Ich wollte einfach nur noch Ruhe“, sagt sie. Bei beiden Frauen wirken am Ende auch die stärksten Schmerzmittel nur noch kurz, Nebenwirkungen überholen den lindernden Effekt. Jetzt bekamen sie im St. Marien-Hospital Hamm einen Schmerzschrittmacher eingesetzt, der mit elektrischen Impulsen das Schmerzempfinden überlagert. „Ich kann das gar nicht erklären, wie glücklich mich das macht!“

„Ein Schmerzschrittmacher verhindert durch elektrische Impulse die Weiterleitung des Schmerzes über die Nervenbahnen an das Gehirn“, erläutert Dr. medic (RO) Georgios Kyriakopoulos (l.) „Die Patienten erhalten ein kleines Gerät, mit dem sie die Stärke des elektrischen Reizes nach Bedarf einstellen können.“ Korrekt heißt es Spinal Cord Stimulator – kurz SCS. Das flache Steuergerät wird am oberen, seitlichen Gesäß mit kleinen Schnitten unter die Haut gesetzt. Die etwa 40 Zentimeter lange Elektrode mit acht Stimulationspolen wird im Wirbelkanal auf dem Rückenmark platziert.“ Die Höhe ist dabei abhängig von der Schmerzsymptomatik: in Höhe der Brustwirbelsäule für Wirbelsäulen-, Becken- und Beinschmerz, auf Höhe der Halswirbelsäule für Schmerzen in den Schultern und Armen.  Während der minimalinvasiven etwa einstündigen Operation sind die Patienten wach und arbeiten an der korrekten Platzierung der Elektroden mit: „ Statt des bekannten Schmerzes spüren die Patienten ein kleines Kribbeln – dann sind die richtigen Kontaktpunkte gefunden.“

Kaum ein Bundesbürger über 40 kennt keine Rückenschmerzen. Oft hilft Physiotherapie oder eine einmalige Behandlung mit schmerzstillenden Medikamenten. Konservative Methoden, auch langwierige Schmerztherapien, schaffen bei vielen, eine Operation zu vermeiden oder hinauszuzögern. 300.000 Patienten unterziehen sich jedes Jahr einer offenen Operation – Tendenz eher steigend, denn die Rückenprobleme verstärken sich mit dem Alter. Wenn auch mehrere OPs das Schmerzproblem nicht lösen können, ist ein Schmerzschrittmacher die letzte Hoffnung: „SCS ist immer die letzte Stufe der Schmerztherapie“, sagt Dr. Kyriakopoulos. Er wird nur dann eingesetzt, wenn dem Schmerz keine warnende Wirkung mehr zugeschrieben werden kann. Denn die Neuromodulation heilt nicht, sondern unterbricht die Weiterleitung. „In der Folge verändern sich aber auch die körpereigenen Botenstoffe.“ So kann es sein, dass auch die langjährige Weiterleitung von Schmerz wieder verlernt und vergessen wird.

„Normalerweise kann man bis zu drei bis sechs Monate lang von einem akuten Schmerz sprechen. Der Körper zeigt, dass an einer bestimmten Stelle etwas nicht in Ordnung ist. Die Sinneswahrnehmung „Schmerz“ ist dabei immer subjektiv, kann etwas unangenehm oder eben unerträglich sein. Dazu haben wir eine Skala aufgebaut, mit der die Patienten die Schmerzintensität beschreiben können. Denn wie weh es tut, das lässt sich  gar nicht messen.“ Chronischer Schmerz ist aber kein Warnsignal mehr, sondern eine eigenständige Krankheit. „Neuropathien entstehen, wenn ein oder mehrere Nerven geschädigt sind und nicht mehr wie vorgesehen funktionieren. Diese Nerven lösen dann anfallsartige, einschießende Schmerzen aus. „Die Patienten beschreiben Brennen, Stechen, so etwas wie Strom- oder Blitzschläge“, weiß Dr. Kyriakopoulos.   

Das neuartige Gerät ist nicht billig, bei entsprechender Vorschädigung übernehmen die Krankenkassen jedoch die Kosten. Am Ende sind sie ein Segen für Menschen mit jahrelanger Schmerzerfahrung. „Ich möchte mit meinem Mann in Urlaub fahren – erst zur Probe nur zur Tochter nach Süddeutschland, dann länger“, sagt Christel Bönig. „Und ich mit meiner Enkelin!“ fügt Elke Feuerstein hinzu. Und dann schnappt sie sich den Pfleger Dietmar Nitsch (3.v.r. ) und tanzt mit ihm eine Runde Walzer auf dem Krankenhausflur, denn das hat sie ihm versprochen, wenn der Schmerzschrittmacher wirkt.

Regionales Traumazentrum

Das St. Marien-Hospital Hamm ist erneut als Regionales Trauma-Zentrum bestätigt worden.

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Das St. Marien-Hospital Hamm ist erneut als Regionales Trauma-Zentrum bestätigt worden. Die Klinik für Unfall-, Hand- und Wiederherstellungschirurgie im Orthopädisch-Traumatologischen Zentrum des Hospitals hat damit nachgewiesen, dass sie die Anforderungen der Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie e. V. weiterhin erfüllt. Das Zertifikat gilt weiter bis August 2020.

Ziel des Zertifizierungsverfahrens TraumaNetzwerk DGU® ist es, jedem Schwerverletzten an
jedem Ort zu jeder Zeit bestmögliche Überlebenschancen zu bieten. Ein Traumazentrum verfügt neben fachlichen Kompetenzen über spezielle personelle, strukturelle und apparative Möglichkeiten, die sich jeweils nach den aktuell gültigen Vorgaben des Weißbuchs Schwerverletztenversorgung richten.

 „Wir nehmen Verletzte an 365 Tagen im Jahr und rund um die Uhr auf, haben einen entsprechend ausgestatteten Schockraum und Mitarbeiter im ärztlichen und pflegerischen Dienst, die durch Fort- und Weiterbildungsmaßnahmen besonders für ihre anspruchsvolle Tätigkeit qualifiziert sind“, erläutert Chefarzt Dr. Hanns-Joachim Helling. Operationen sind bei Bedarf jederzeit möglich und auch in der Weiterbehandlung nach der Erstaufnahme ist die Klinik gut aufgestellt. Hellings Lob gilt seinem Team: „Eine Zertifizierung auch zum wiederholten Mal ist immer ein Erfolg, denn das zeigt uns, dass wir mit unserer phantastischen Arbeit auf dem richtigen Weg sind.“