Dezember 2017

Schnappfinger adé

Arztwahl ist Vertrauenssache - das gilt auch, wenn man einen Schnappfinger therapieren will. Manch einer nimmt sogar Flugreisen auf sich...

Weiterlesen ...

Von Mallorca nach Hamm

Professor kommt extra zur Handchirurgie ans St. Marien-Hospital


Professor Dr. med. Dieter Peters, selbst bis vor wenigen Jahren als renommierter Chefarzt in Münster tätig, konnte die medizinischen Abläufe auf Mallorca nicht ganz nachvollziehen:
„Zwei Finger an der rechten Hand sind nur ruckartig und schmerzhaft ein- und auszuklappen – das heißt im Volksmund Schnappfinger“, beschreibt er das Krankheitsbild seines Gärtners. Dennoch sollte der Mann nach mehreren Vor-Untersuchungen erst nochmal ins MRT. Und an eine Operation wollten die Kollegen auf Mallorca frühestens  im April denken. Kurzerhand erinnert sich Prof. Peters an einen seiner begabten Studenten, Dr. med. Timm Schmidt-Mertens, der jetzt am St. Marien-Hospital als Handchirurg tätig ist, und bringt seinen Gärtner Jhon Mario Vargas Molina nach Hamm.

„Ringbandstenose am dritten und vierten Finger“, so lautet tatsächlich die Diagnose von Dr. Schmidt-Mertens.  Die Beugesehnen der Finger werden dabei durch die eigentlich als Führung dienenden Ringbänder eingeengt. Durch entzündliche Prozesse verdicken sich die Sehnen, die dann nur noch mit einem Ruck durch ihr Ringband gezogen werden können – der Schnappfinger. Gärtner Vargas Molina öffnet und schließt seine Hand viele Male am Tag: „Wenn man die Behandlung zu lange hinauszögert, kann schlimmstenfalls die Sehne reißen“, so Dr. Schmidt-Mertens.

Herr Vargas Molina wird bald wieder völlig beschwerdefrei sein: Dr. Schmidt-Mertens  spaltet über einen minimal-invasiven Zugang am Dienstag vor Weihnachten routiniert die beiden einengenden Ringbänder und sorgt durch diese mikrochirurgische OP dafür, dass die Sehnen wieder geschmeidig geführt werden. Nur eine halbe Stunde benötigt er dazu. Nach dem ambulanten Eingriff kommen Herr Vargas Molina und Prof. Peters noch einmal zur Kontrolle. Am Freitag geht es zurück nach Mallorca – mehr als rechtzeitig zum Fest. Zwei Wochen wird Herr Vargas Molina seine Hand schonen und durch Übungen eine Verklebung des Bindegewebes in der Hand verhindern. „Im Frühjahr wird er sich an den Schnappfinger kaum noch erinnern“, freut sich Prof. Peters.

 

Leben retten rund um die Uhr

Im Ernstfall kann nur schnelles Eingreifen Schlimmeres vermeiden - kein Job wie jeder andere, das zeigt ein Blick in unsere Notaufnahme. 

Weiterlesen ...

Eine Fotomontage zeigt die fehlende Durchblutung des Kopfes vor der Thrombektomie,den entfernten Blutpfropf,den Stent,dersogroßist wie eine Büroklammer und die wieder hergestellte Durchblutung.

Leben retten rund um die Uhr
Schnell bei Schlaganfall und Herzinfarkt


Frau H. ist beinahe noch blasser als ihr Mann: Den hat sie gerade vom Frühstückstisch weg mit dem Rettungswagen ins St. Marien-Hospital begleitet. Nun wird er von Prof. Dr. Dirk Böcker untersucht, denn der 56-Jährige hat wahrscheinlich einen Herzinfarkt erlitten. Der Chefarzt entscheidet, dass Herr H. umgehend ins Herzkatheterlabor gebracht wird. Das liegt unmittelbar neben der Notaufnahme und ist sofort einsatzbereit.

Über 5.000 Fälle wie dieser kommen im Jahr in die Notaufnahme des St. Marien-Hospitals. Während Verletzungen zum Beispiel des Rückens oder der Hände  von den Rettungswagen in die Unfallklinik an der Nassauerstraße gebracht werden, kommen Patienten mit Brustschmerzen oder Verdacht auf Schlaganfall zur Knappenstraße. Hier stehen rund um die Uhr Ärzte und Pflegepersonal bereit, die akute internistische Krankheitsbilder diagnostizieren und intensivmedizinisch betreuen.

Training schafft Routine
„Bei einem Herzinfarkt oder Schlaganfall kommt es auf schnelles Handeln an, wenn man das Leben retten und bleibende Schäden möglichst vermeiden will“, sagt Prof. Dr. Klaus Pethig, der zusammen mit Prof. Böcker die Klinik für Kardiologie, Intensivmedizin und Allgemeine  Innere Medizin leitet. Darum ist das ganze Team darauf trainiert, jeden Notfall mit der nötigen Routine aufzunehmen und schnell und sicher zu versorgen. 

Medizin für Menschen
Frau H. wartet vor der Tür, während sich ihr Mann im Herzkatheterlabor einer so genannte „Perkutane Transluminale Coronar Angioplasty“ (kurz PTCA) unterzieht. Das ist keine klassische Operation am Herzen, sondern ein Eingriff über die Arterie, bei dem die Ärzte sehr kleine Werkzeuge endoskopisch bis ins Herz vorschieben und den Blutfluss wiederherstellen. Das eingeengte oder verschlossene Blutgefäß wird mit einem Ballon aufgedehnt und in der Regel mit einem Stent stabilisiert. Ein Stent ist ein Metallgitterröhrchen, das auf dem gleichen Weg in das verengte Gefäß platziert wird und es daran hindert, wieder in sich zusammen zu fallen.  „Mach dir keine Sorgen“ sagt Herr H. zu seiner Frau, als er aus dem Herzkatheterlabor heraus an ihr vorbei gefahren wird. Außer einem Verband an der Leiste sieht man äußerlich nichts vom lebensbedrohlichen Notfall, mit dem er kurz zuvor in die Notaufnahme gekommen ist.

Umgang mit dem Notfall
Da bei Herrn H. nur eine einzige Verengung vorlag, kann auch Prof. Dr. Böcker Frau H beruhigen. Ihr Mann wird noch ein paar Tage in der Klinik bleiben, um seinen Erholungsprozess zu beobachten, eine langfristig vorbeugende medikamentöse Therapie einzuleiten und bei einem weiteren Notfall sofort eingreifen zu können. Auch die Pflegeleitung der Notaufnahme Danica Peters spricht noch einmal mit  Frau H., bevor diese wieder einigermaßen gefasst  mit dem Taxi nach Hause fährt, um ein paar Sachen für ihren Mann zu holen.

Verschiedenste Anforderungen
Mittlerweile ist der Betrieb in der Notaufnahme weiter gegangen. Eine alte Dame ist verwirrt und desorientiert von ihrer besorgten Nachbarin in die Notaufnahme gebracht worden. „Sie hat vielleicht auch nur zu wenig getrunken“, hofft sie und gibt die Dame in die Hände von Priv.-Doz. Dr. Klaus Rieke, Chefarzt der Klinik für Neurologie, der nun nach eventuellen neurologischen Problemen fahnden wird. Sollte tatsächlich ein Schlaganfall die Ursache sein, wird die Dame auf der zertifizierten Stroke Unit der Klinik sofort beste Versorgung finden.

Hohes Niveau
Die Notaufnahme ist jederzeit besetzt und einsatzbereit. „Von den Ärzten und den Pflegenden wird hohe Stressresistenz erwartet, sehr viel Erfahrung und allerhöchste Aufmerksamkeit“, sagt Prof. Pethig. Die in diesem Jahr neu eröffnete  Station ist im Umkreis die größte Anlaufstelle für kardiologische Notfälle in Hamm. „Die unmittelbare Nähe der Herzkatheter und der Intensivstation sind heute eine absolute Voraussetzung für ein schnelles und kompetentes Handeln, wir können somit unseren Patienten eine Akuttherapie auf höchstem Niveau anbieten. Dies ist nicht nur lebensrettend, es beugt auch der möglichen Entwicklung einer zukünftigen Herzschwäche durch einen zu spät behandelten Herzinfarkt vor."